Selbstorganisiertes Lernen (SOL)
Ein wertvolles Unterrichtskonzept in Zeiten der Coronakrise Eine Chance zum Überdenken unseres Bildungssystems?Worum geht es bei SOL?Selbstorganisiert zu Lernen bedeutet Schülerinnen und Schüler (SuS) zu haben, die nicht mehr auf den ständigen Input der Lehrerin oder des Lehrers angewiesen sind. Selbstorganisiertes Lernen bedeutet auch, dass unsere SuS sich realistische Ziele setzen und selbst einschätzen können wie und was sie lernen wollen. Zurecht fragt sich an dieser Stelle der eine oder andere wozu es dann noch Lehrkräfte gibt, wenn sich die SuS doch alles selbst beibringen. So unwichtig sind Lehrkräfte aber nun doch nicht. Die SuS brauchen Sie natürlich noch. Vielleicht nicht mehr als Lehrer, dafür aber als Coach.Welche Ziele verfolgt das SOL-Konzept?Die SOL-Ziele veranschaulichen das Potential des Konzepts. Durch das selbstorganisierte Lernen stärken die SuS ihre Selbstständigkeit. Sie können selbst einschätzen was sie für ihren Lernprozess brauchen und was nicht. Im zweiten Schritt wird deutlich, dass das SOL-Konzept es schafft eine soziale Lernstruktur innerhalb der Klasse zu etablieren. Es werden sowohl individuelle wie auch kooperative Phasen genutzt um Wissensstände zu kontrollieren und Wissenslücken zu kompensieren. Im dritten Schritt wird die Vermittlung von Fachwissen in Kombination mit den überfachlichen Kompetenzen dargestellt. Auch im klassischen lehrerzentrierten Unterricht wird fachliches Wissen vermittelt, es sei allerdings dahin gestellt ob die Vermittlung personaler und sozialer Kompetenz gelingt.Fakt ist: Die personale und soziale Kompetenz entwickelt sich nicht innerhalb von Stunden, sondern ist ein Prozess der sich über längere Zeiträume hinweg zieht.Im weiteren Schritt zeigt die Graphik, dass sich durch das SOL-Konzept die (Selbst-) Verantwortung erhöht. Die SuS übernehmen Verantwortung für ihr Lernen und werden zum eigenen Helden. Im fünften Schritt erfährt die Vermittlung und Beurteilung von Projektkompetenz eine wichtige Bedeutung. Die SuS entwickeln eine Projektkompetenz, die sie dazu befähigt bei Projektarbeiten das große Ganze zu sehen. Sie arbeiten in einem Team, in dem jeder einzelne individuelle Aufgaben übernimmt und gleichzeitig von großer Bedeutung für das Projekt ist. Geschult wird dabei neben der Sozialkompetenz auch das explorative Verhalten sowie die Ausdauer und Zuverlässigkeit. An dieser Stelle möchte ich auch diejenigen dazu ermutigen, die vielleicht sagen SOL sei nichts für sie, Projekttage oder Projektwochen einzuführen. Sprecht das im Kollegium an und kooperiert im besten Fall natürlich fächerübergreifend.Für ein waldorfähnliches Lernen in Zusammenhängen plädiert auch Harald Lesch:„Man muss viel mehr in Projekten arbeiten und viel mehr erforschen, wie die einzelnen Fächer, die wir in der Schule normalerweise unterrichten, bei einem bestimmten Phänomen, bei einer bestimmten Fragestellung miteinander in Wechselwirkung treten.“Bedeutung von Handlungskompetenz:Die Handlungskompetenz umfasst viele Vorteile der Personalentwicklung. Bei der Implementierung des SOL-Konzepts wird die Handlungskompetenz besonders geschult. Sie befähigt unsere SuS zielstrebig und aufgabengerecht zu agieren.Was umfasst SOL?Probleme und Chancen #Homeschooling und die Rolle der LehrkraftZur Zeit gibt es zahlreiche Lernangebote zu #homeschooling. Es werden Notfallpläne geschrieben, Tipps per WhatsApp Nachrichten oder E-Mails verschickt. Meistens sind es genaue Vorgehensweisen die beschreiben, wie die SuS vorzugehen haben, was sie zu tun haben oder was sie bei aufkommender Langeweile tun können. Im Bezug auf die Bedeutung von Langeweile möchte ich gerne den Hirnforscher Gerald Hüther zitieren. Laut ihm sei Langweile das Beste was einem Kind passieren könne, da es nur aus Langeweile heraus seine eigene kreativen Ideen entwickle. Jetzt jedoch wieder zurück zu den Anweisungen. Anweisungen sind natürlich dennoch wichtig, vor allem dann, wenn plötzlich der Unterricht ausfallen muss und keine Zeit für vorherige Besprechung möglich war. Auch beim selbstorganisierten Lernen sind klar definierte Anweisungen von großer Bedeutung, schließlich haben Lehrkräfte nicht umsonst viele ihrer Jahre in die Lehrer und Lehrerinnen-Ausbildung investiert. Worum es in der Rolle des Coaches viel mehr gehen sollte, ist dass der Coach seinen SuS eine Vielfalt an Themen zur Verfügung stellt, sprich: fachliches Know-How. Um sich aber ein Thema anzueignen bedarf es auch anderen Kompetenzen, wie etwa der Vermittlung von Methodenkompetenz. Methoden wie zum Beispiel Arbeitstechniken, Verfahrensweisen und Lernstrategien, sollen die SuS dazu befähigen sich sachgerecht, situationsbedingt und zielgerichtet Themen zu erschließen.Ein GedankenexperimentDie Methodenkompetenz wird gerne auch als Schlüsselkompetenz betrachtet, da sie für erfolgreiches Lernen essenziell ist. Um das zu vergegenwärtigen möchte ich ein kleines Gedankenexperiment mit euch machen. Stellt euch vor, die Kunstlehrerin der dritten Klasse in der englischen Sektion fällt aus (ja, es gibt eine englische Sektion an eurer Schule). Am Tag zuvor erfahrt ihr, dass ihr die Kunstlehrerin vertreten sollt. Ihr erhaltet von der Kunstlehrerin lediglich eine Nachricht, in der steht, dass ihr in einer Doppelstunde Kunst das Thema Sketchnotes übernehmen sollt. Es sei anzumerken, dass ihr vorher nur am Rande etwas von Sketchnotes gehört habt. Sonst habt ihr wirklich keine Ahnung was das sein soll und inwiefern ihr das auf Englisch in den Schulunterricht integrieren sollt. Was tut ihr? Wie geht ihr vor? Richtig: Ihr informiert euch über Google oder fragt eine Kollegin die oder einen Kollegen der Kunst studiert hat. Was aber auch noch richtig ist, ist die Tatsache, dass ihr euch über die Jahre Arbeitstechniken und Verfahrenweisen angeeignet habt, die Euch in solchen herausfordernden Momenten helfen, etwas unbekanntes vorzubereiten. Ihr werdet also, genauso wie ihr viele andere Meilensteine erreicht habt, auch diesen Meilenstein meistern und eine Unterrichtseinheit auf Englisch zum Thema Sketchnotes erfolgreich einführen. Eure Methodenkompetenz ist einer der Kompetenzen die euch zum Erfolg verhilft.Der lehrerzentrierte Unterrichtund seine FolgenDie beigefügte Grafik soll als Metapher dienen. Dargestellt wird der lehrerzentrierte Unterricht. Zu sehen ist eine Menschenkette. Ganz vorne ist die Lehrerin zu sehen, sie zeigt der restlichen Menschenkette (ihren SuS) mit Hilfe einer Taschenlampe den Weg. Dadurch, dass die Lehrerin die erste in der Menschenkette ist, wird ihre Rolle, als das wichtigste Glied der Menschenkette, deutlich. Nur Sie kennt den Weg, bzw. weiß als einzige warum wo lang gelaufen werden muss. Schließlich hat auch nur Sie das Werkzeug (die Taschenlampe) in der Hand um sich den Weg zu erschließen. Die Methode wird hier als Taschenlampe illustriert. Der zu laufende unbekannte Weg ist der zu erschließende unbekannte Inhalt. Die SuS folgen der Lehrkraft, schon fast blind würde man sagen. Zu sehen ist auch, dass der letzte Schüler in der Menschenkette kaum noch mitbekommt, was „vorne“ geschieht. Dieser Schüler symbolisiert die SuS, die im Lehrerzentrierten Unterricht vernachlässigt werden.Wochenplanung vs. StundenplanungEin Problem, das ich bei der Implementierung des SOL-Konzepts sehe, ist dass sich doch sehr viele SuS daran gewöhnt haben, die Lehrkraft als Wegweisenden zu betrachten. Deutlich wird dieser Zustand vor allem jetzt, wo die Lehrkräfte sich gezwungen sehen, Notfallpläne für ihre SuS zu schreiben. Denn auch sie wissen, dass ihre SuS das brauchen. Den Basisstein dieses Grundbedürfnisses des Schülers bzw. der Schülerin die Lehrkraft als den Wegweisenden Messias zu betrachten ebnet das derzeitige Schulsysten und die daraus resultierenden Stundenplanungen. Umfangreiche Themen, werden auf Doppeltstunden reduziert. Wer in der Stunde mit dem Lerninhalt nicht fertig wird, macht den Rest als Hausaufgabe fertig. In der nächsten Stunde ist ein neues Thema dran. Und so läuft es in der Regel an den meisten Schulen ab. Die SuS wissen, dass nicht Sie über ihr Lerntempo entscheiden, sondern die Lehrkraft. Die SuS wissen auch, dass nicht Sie entscheiden dürfen was sie lernen, sondern wieder die Lehrkraft. Folglich braucht es uns aber auch nicht wundern, wenn die SuS dann in Krisenzeiten wie diesen nicht wissen wie sie sich verhalten sollen; was sie lernen sollen und was nicht.Ziel in Sicht wenn... Wenn die folgenden vier Punkte auf euch zutreffen, dann habt ihr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bald jede Menge handlungskompetente SuS in eurer Klasse. Mit anderen Worten, das SOL Konzept hat in eurer Klasse gefruchtet! • Lehrkraft als Coach: Der Coach steht seinen SuS für Tipps, Vorschläge oder als Inspiration zur Verfügung.• Wochenplanung: Die SuS widmen sich Themen und beschäftigen sich mit diesen über Wochen hinweg.• Selbstverantwortung: Die SuS entwickeln das Gefühl von Selbstverantwortung für ihr eigenes Lernen.• Methodenkompetenz: Die SuS wissen welche Sozialformen oder Methoden für ihren Lernprozess entscheidend sind. Sie lernen sich selbst zu organisieren.SOL in der Praxis Aufgaben von Diethelm Wahl entwickelt:Um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, bietet es sich an, den SuS mit kleinen Übungen Aufgaben zu geben, um ihr Gefühl von Selbstständigkeit zu entwickeln. Eine Möglichkeit selbstreguliertes Lernen einzuführen wäre durch die Sortieraufgabe von Diethelm Wahl. Die Sortieraufgabe festigt vor allem die Eigenständigkeit der SuS. Die Aufgabe lässt sich außerdem ohne Weiteres in den regulären Unterricht implementieren. Das Ergebnis: Zufriedene Coaches, sowie zufriedene SuS.Die Sortieraufgabe nach Diethelm WahlIm ersten Schritt erfolgt die Selbstbewertung zu einem bestimmten Thema. Zum Beispiel zum Thema Covid-19. Die SuS entscheiden, ob sie verstanden haben worum es sich bei Covid-19 handelt. Im zweiten Schritt geht es darum Begriffe auf Kärtchen zu schreiben, die das Thema (in diesem Fall Covid-19) ergänzen. Die Anzahl der Kärtchen sollte zwischen 12 und 20 sein. Im drit