"Wie Frieden mit mir anfängt" / Gebetsanliegen des Papstes soll Menschen verbinden
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DOMRADIO.DE: Was bedeutet es Ihnen, dass Papst Leo XIV. die Gebetsanliegen vom Papst Franziskus übernommen hat?
Dag Heinrichowski SJ (Koordinator der Stiftung "Weltweites Gebetsnetzwerk des Papstes" im deutschsprachigen Raum): Zunächst ist es für uns im internationalen Team eine Erleichterung. Die Intention für das laufende Jahr hat Papst Leo schnell bestätigt. Für 2026 war die Frage, ob vor der Sommerpause noch ein Zeichen von ihm kommt oder nicht. Das hat praktische Gründe.
Gerade im deutschsprachigen Raum sind die Intentionen in verschiedenen Publikationen und liturgischen Kalendern abgedruckt. Die Frage wäre gewesen, zu welchem Zeitpunkt man noch etwas hätte ändern können.
Es wird spannend sein zum Ende des Jahres zu sehen, welche Anliegen Papst Leo für 2027 selbst in den Fokus rücken wird.
Deswegen sind wir froh, dass der Papst das vor der Sommerpause bestätigt hat. Es wird spannend sein, zum Ende des Jahres zu sehen, welche Anliegen Papst Leo für 2027 selbst in den Fokus rücken wird.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert das Gebetsnetzwerk?
Heinrichowski: Das Gebetsnetzwerk ist aus dem entstanden, was sich vorher Gebetsapostolat nannte. Seit knapp 200 Jahren gibt es weltweit diese Bewegung. Sie ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, die Missionare zu unterstützen. Franziskus hat das Gebetsnetzwerk als Neugründung aus diesem Gebetsapostolat initiiert. Er vertraut uns Intentionen als Gebetsanliegen an, die weltweit im Gebet mitgetragen werden.
DOMRADIO.DE: Nehmen wir als Beispiel den Juli. Welche spezielle Gebetsanliegen des Papstes stehen da im Zentrum?
Heinrichowski: Im Juli beten wir für die Bildung und Unterscheidung. Da schwingt das ganze Thema mit, was Franziskus' Pontifikat geprägt hat: das Thema "Unterschiede der Geister". Es geht darum, zu unterscheiden und zu schauen, was die Dinge im Leben sind, die mich näher zu Christus führen, die mein Leben mehr nach dem Evangelium schmecken lassen und was Dinge sind, die mich davon wegführen. Das Gebet ist für uns, damit wir darum bitten, dass wir immer mehr lernen, diese Unterscheidung auch zu praktizieren.
"Nicht zuletzt kann das Gebet mich und meine Einstellung verändern."
DOMRADIO.DE: Es gibt auch andere Gebetsanliegen. Bei einem wird beispielsweise für Abrüstung und Frieden gebetet. Werden deswegen Kriegsparteien die Waffen niederlegen, weil das Gebetsnetzwerk um Abrüstungen und Frieden betet?
Heinrichowski: Das ist die Grundfrage von Fürbitten im Gebet, die Sie letztlich ansprechen. Ich glaube schon, dass Gebet etwas verändern kann. Nicht zuletzt kann das Gebet mich und meine Einstellung verändern. Ich glaube, dass ein großes Thema wie Frieden mit mir anfängt. Es geht darum, wie ich in der Welt unterwegs bin, wie ich mit anderen im Kontakt bin.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ein Gebet auch eine Form sein kann, sich mit Menschen, die in Kriegsgebieten leben, zu solidarisieren. Ich glaube, dass da Dinge passieren. Ich glaube, das Gottes Geist am Wirken ist, leider nicht in der Geschwindigkeit und der Allmacht, wie wir uns das manchmal wünschen würden.
"Es gibt für jedes Gebetsanliegen konkrete Haltungen, die vorgeschlagen werden, wie das im Leben umgesetzt werden kann."
DOMRADIO.DE: Es gibt eine Internetseite namens "popesprayer.va". Wie funktioniert das? Wie kann man dabei sein?
Heinrichowski: Es gibt unterschiedliche Art und Weisen: Eine ist, diese Gebetsanliegen mit ins persönliche Gebet zu integrieren. Die gibt es auf der Website, die gibt es bei den Jesuiten auch nochmal. Es gibt eine App des Papstes, "Click2Pray". Wir haben gemeinsam mit den Jesuiten auch die App "einfach beten!", in der wir auch Episoden zum Gebetsanliegen machen. Es gibt verschiedene Quellen, mit denen ich beten kann.
Die Grundidee ist, dass Menschen sich zusammentun, ob physisch an einem Ort oder mit ihrem Smartphone. Ich kenne Gemeinden, die in der Morgenmesse für das Gebetsanliegen des Heiligen Vaters beten. Und es gibt Menschen, die das eben mit ihrem Smartphone machen.
"Click to Pray" bietet drei Gebetsmomente am Tag: morgens, mittags und abends. Über Social Media kann ich ebenfalls daran teilnehmen. Es gibt viel Material, beispielsweise auch das Video vom Papst. Der Kern der Sache ist, dass ich ein Thema bei mir wachhalte, dass ich es mit Gott in Verbindung bringe und dass ich auch in meinem Leben versuche, das konkret zu machen. Es gibt für jedes Gebetsanliegen konkrete Haltungen, die vorgeschlagen werden, wie das im Leben umgesetzt werden kann.
DOMRADIO.DE: "Click to Pray", das ist die Gebets-App von Papst Franziskus. Papst Leo XIV. hat beschlossen, dass sie unter ihm weiter laufen wird. Empfehlenswert ist auch die deutsche App "einfach beten!", die Sie gestalten. Was erwartet einen da?
Heinrichowski: Bei "einfach beten!" wird jeden Tag mit dem Tagesevangelium geschaut, was die Botschaft des Evangeliums für mein Leben sein kann und damit meinen Alltag in Berührung zu bringen. Die Inhalte sind musikalisch, es gibt Reflexionsfragen, es gibt das Evangelium, es gibt Anleitungen, wie ich mit dem Evangelium beten kann.
Das ist alles im Podcast-Format. Leute, die DOMRADIO hören, sind sicherlich gewohnt, mit hineingenommen zu werden, akustisch in einer großen Gemeinschaft zu sein. Wir sind ungefähr 800 bis 900 Leute, die die App täglich hören. Das ist eine Art, digital in Verbindung zu sein und miteinander zu beten.
Das Interview führte Johannes Schröer.
Januar: Für das Recht auf Bildung
Beten wir für Migranten, Flüchtlinge und von Kriegen betroffene Personen, dass ihr Recht auf Bildung, das für den Aufbau einer besseren Welt notwendig ist, immer respektiert wird.
Februar: Für Berufungen zum Priestertum und Ordensleben
Beten wir, dass die kirchliche Gemeinschaft das Verlangen und die Zweifel junger Menschen aufnimmt, die den Ruf zum Dienst in der Sendung Christi im Priestertum und Ordensleben spüren.
Religion
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July 3, 2025 at 07:30AM