Wiederbelebung wird Pflichtstoff: Wie Lehrkräfte in NRW bald Reanimation unterrichten sollen
DÜSSELDORF. Es ist eine neue, lebenswichtige Aufgabe, die Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen übernehmen sollen: Sie werden zu Ausbildern in Sachen Wiederbelebung. In einem verpflichtenden Unterrichtsmodul sollen Schülerinnen und Schüler lernen, im Ernstfall richtig zu handeln – und Leben zu retten. Ärzte begrüßen diese Entscheidung – und Lehrkräfte müssen sich auf zusätzliche Arbeit einstellen.
Wiederbelebung soll Pflicht-Stoff an allen weiterführenden Schulen in NRW. Foto: shutterstock / Microgen
Was ist zu tun, wenn eine Schülerin bewusstlos umkippt? Welche Schritte sind zu gehen, wenn ein Schüler nach einem Unfall nicht mehr regelmäßig atmet? Dieses Wissen abrufbar zu haben, kann Leben retten. Deshalb hat das NRW-Schulministerium unter der Leitung von Ministerin Dorothee Feller (CDU) beschlossen, Wiederbelebung als verpflichtenden Inhalt an den Schulen einzuführen.
Ab dem Schuljahr 2026/27 werde es an allen Schulen eine entsprechende verpflichtende Unterrichtseinheit geben, so Feller laut Pressemitteilung. Dafür sollen rund 2.100 weiterführende Schulen im Land künftig mit je zehn Reanimationspuppen ausgestattet werden. Der Unterricht soll 90 Minuten umfassen und ist für die Klassen 7 bis 9 vorgesehen. Damit sollen Schülerinnen und Schüler mit dem lebensretten Schema „Prüfen – Rufen – Drücken“ vertraut gemacht werden.
Lehrkräfte als Schlüssel
„Ein Traum wird wahr“, so reagierte der Medizinier Hugo Van Aken auf die Entscheidung. Der mittlerweile pensionierte Chef-Anästhesist und frühere ärztliche Direktor der Uniklinik Münster hatte jahrelang für einen solchen Schritt geworben. Laut Van Aken stehe Ärztliches Personal für die Weiterbildung der Lehrkräfte schon bereit. „Und zwar unentgeltlich, unsere Mitglieder der Stiftung ‚Universitätsmedizin‘ zum Beispiel machen das ehrenamtlich“, so Van Aken laut einem Bericht des WDR.
Das Schulministerium sieht vor, dass Mediziner ab September 2025 mindestens zwei, drei Lehrkräfte jeder weiterführenden Schule mit dem Thema „Reanimation“ vertraut machen sollen. Diese Lehrerinnen und Lehrer können dann wiederum Kolleg*innen schulen, die ihr Wissen an die Schüler*innen weitergeben. Laut der Webseite „Münster aktuell“ sollen sich Lehrkräfte frühzeitig zu den kostenfreien Workshops anmelden, die über die jeweilige Bezirksregierung koordiniert werden.
„In den Schuljahresplanungen wird empfohlen, die Doppelstunde zur Wiederbelebung flexibel zu integrieren – etwa im Biologie-Unterricht, in Projektwochen oder im Rahmen der ‚Woche der Wiederbelebung‘ im September“, heißt es in dem Bericht. Sprich: Mehrarbeit für Lehrkräfte wird sind hier nicht verhindern lassen. Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die künftig das Wissen, das Selbstvertrauen und die Haltung vermitteln sollen, die es braucht, um im Ernstfall nicht wegzusehen, sondern zu helfen.
Wichtiges Ziel: Hemmschwelle senken
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach von einem wichtigen Schritt, um junge Menschen auf medizinische Notfälle vorzubereiten. Und Bernd Böttinger, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung, betonte: „Diese Entscheidung wird dazu beitragen, viele Menschenleben zu retten.“ Laut einer Rechnung des Mediziners Van Aken steige durch die Reanimation von Laien die Überlebensrate beim Herzstillstand von 10 auf 20 bis 30 Prozent.
Ein häufiges Problem sei die Hemmschwelle. Viele Menschen hätten nach wie vor Angst, etwas falsch zu machen. „Und deshalb ist der Ansatz im Kindes- und Jugendalter so wichtig“, so Van Aken. Dadurch, dass nun Schülerinnen und Schüler angelernt werden, könnten zwischen 6.000 und 12.000 Menschenleben gerettet werden. Pro Jahr.
Das Programm wird von einer breiten Allianz medizinischer Institutionen unterstützt – darunter die ADAC-Stiftung, die Björn-Steiger-Stiftung, die Deutsche Herzstiftung, Ärztekammern und mehrere Universitätskliniken. Laut Pressemitteilung des Ministeriums werde durch gemeinsame Schulungsvideos der Kooperationspartner gewährleistet, dass es einen Mindeststandard für die Schulungen der Lehrkräfte gebe. Alle Lehrkräfte könnten zudem auf ein umfassendes Angebot an Lehrvideos und Unterrichtsmaterialien von anderen Projektpartnern zurückgreifen. News4teachers mit Material der dpa
Übungspuppen schon bestellt: Lehrer sollen Schüler zu “Lebensrettern” ausbilden
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July 9, 2025 at 12:28PM