Mauer bricht: Neues Androidgerät mit Apple Watch-Support und iCloud
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Apple ist berüchtigt für seine geschlossenen Systeme. Hacker und andere Hersteller suchen stets nach Rissen im "walled garden". Jetzt die Überraschung: Vivo kündigt für sein neues Android-Modell breiten Support von Apple Watch, iCloud und mehr an.
Vivo knackt Apples Festung: Watch-Support & mehr
Apples Geräte gelten als Paradebeispiel für ein geschlossenes System - ein "walled garden", der externe Zugriffe konsequent ausschließt. Deutlich zeigte sich das unter anderem bei der Apple Watch: Wer einmal vom iPhone zu Android wechselte, ließ die Uhr faktisch zurück. Die Verbindung war technisch blockiert, Gesundheitsdaten und Systemfunktionen fast unzugänglich.
Jetzt aber zeigt sich eine neue Lücke in dieser Mauer. Mit dem kommenden X Fold 5 will Vivo ein Android-Smartphone auf den Markt bringen, das sich nicht nur mit der Apple Watch verbinden lässt - sondern auch Zugriff auf zentrale Funktionen erlaubt. Android-Benachrichtigungen wie Anrufe und SMS erscheinen auf der Uhr, Gesundheitsdaten lassen sich zudem automatisch in die vivo Health-App übertragen.
Vivo X Fold 5 soll ...
...breiten Apple-Supoort leisten
Die Ankündigung stammt vom Vivo-Produktmanager Han Boxiao, der auf Weibo (Quelle chinesisch) Details zum neuen Foldable veröffentlichte. Demnach geht die Kompatibilität zwischen dem Android Gerät und Apples Angebot weit über die Apple Watch hinaus: Auch iCloud-Zugriff über den Dateimanager, Verbindung zu AirPods, eine Remote-Control-Funktion für den Mac und sogar die Nutzung des Foldables als erweiterter Bildschirm für macOS sind vorgesehen.
Wie Vivo die Apple-Watch-Anbindung technisch umsetzt? Drei Hypothesen
Offizielle Details gibt es bislang nicht. Doch anhand bekannter Apple-Schnittstellen lassen sich vorsichtige Annahmen treffen:
Nutzung des Apple Notification Center Service (ANCS)
Über Bluetooth Low Energy (BLE) können bestimmte Geräte Mitteilungen vom iPhone empfangen - eine Funktion, die auch Drittanbieter-Zubehör wie Fitness-Tracker gelegentlich nutzen. Möglich, dass Vivo diesen Dienst direkt ins System integriert hat, um Anrufe und SMS auf der Apple Watch anzuzeigen.
Eigene Watch-App zur Datenübertragung
Vorstellbar ist auch eine native App auf der Apple Watch, die lokal Gesundheitsdaten ausliest und über BLE oder WLAN an das Android-Gerät überträgt - etwa über proprietäre Protokolle oder systemnahe Dienste. Damit ließen sich Daten in die vivo Gesundheits-App einspeisen.
iCloud-Zugriff über Web-Schnittstellen oder private APIs
Der Zugriff auf iCloud-Dateien könnte über standardisierte Protokolle wie WebDAV oder nicht dokumentierte API-Aufrufe erfolgen, wie sie auch von einigen Drittanbieter-Dateimanagern verwendet werden. Diese Wege liegen außerhalb der offiziellen Entwicklerdokumentation, sind aber technisch realisierbar.
Wichtig: Ob Apple diese Schnittstellen langfristig offen lässt, ist nach unserer aktuellen Einschätzung ungewiss. In der Vergangenheit wurden vergleichbare Lösungen durch Updates eingeschränkt - vor allem, wenn sie außerhalb der offiziell dokumentierten Schnittstellen lagen.
Ein Schritt hinter die Mauer
Einen genauen Veröffentlichungstermin für das X Fold 5 gibt es bisher nicht, wird aber für diesen Monat erwartet. Doch die Ankündigung allein sorgt bereits für Aufsehen - vor allem, weil sie von einem chinesischen Hersteller kommt, der sich damit über eine Grenze hinwegsetzt, die selbst Google bislang nicht überwinden konnte - oder wollte.
Die Entwicklung hat eine weit größere Tragweite als ein simples Kompatibilitäts-Feature. Es geht um die Frage, wie lange Apple seine strikten Systemgrenzen noch halten kann während die Gegenseite kreative technische Umwege findet. Das Vorgehen ist auf jeden Fall einen Bruch mit dem bisherigen Status quo. Ob daraus eine dauerhafte Öffnung wird oder Apple auf Abwehr schaltet, wird sich zeigen. Fest steht: Die Android-Seite hat einen deutlichen Schritt hinter die Gartenmauer gemacht - und dieser dürfte in Cupertino sehr genau registriert werden.
Geschlossene Plattformen sind digitale Ökosysteme, bei denen der Betreiber vollständige Kontrolle über Hard- und Software sowie deren Vertrieb behält. Die Nutzer können nur vom Anbieter genehmigte Apps installieren, und Entwickler müssen strenge Richtlinien einhalten.
Apple gilt als Paradebeispiel für dieses Modell, da das Unternehmen sowohl seine Hardware als auch das Betriebssystem iOS kontrolliert und Apps ausschließlich über den hauseigenen App Store verteilt werden. Diese Geschlossenheit wird oft mit erhöhter Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit begründet.
Apple sichert sich durch sein geschlossenes System mehrere Vorteile: Zum einen erhält das Unternehmen eine Provision von bis zu 30% bei allen App-Verkäufen und In-App-Käufen, was einen erheblichen Umsatzfaktor darstellt. Zum anderen kontrolliert Apple die Qualität und Sicherheit aller angebotenen Apps.
Diese Kontrolle ermöglicht es Apple außerdem, ein konsistentes Nutzererlebnis zu gewährleisten und die Marke zu schützen. Durch die Verbindung von Hardware, Software und Diensten entsteht ein Ökosystem, das Kunden an die Plattform bindet und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie weitere Apple-Produkte kaufen.
Nutzer geschlossener Plattformen wie Apples iOS haben deutlich weniger Freiheiten bei der Softwareauswahl und können nur genehmigte Apps installieren. Dies kann zu höheren Preisen führen, da Entwickler die App-Store-Gebühren oft an Kunden weitergeben und alternative, günstigere Bezugsquellen fehlen.
Zudem besteht eine starke Abhängigkeit vom Plattformbetreiber, der jederzeit Funktionen ändern oder entfernen kann. Die Interoperabilität mit anderen Systemen ist oft eingeschränkt, was den Wechsel zu anderen Plattformen erschwert und Nutzer im sogenannten "Vendor Lock-in" gefangen hält.
Befürworter geschlossener Plattformen wie Apple argumentieren, dass die strikte Kontrolle aller Apps durch den App-Review-Prozess Schadsoftware effektiv fernhält. Dies scheint sich in der Praxis zu bestätigen, da iOS-Geräte statistisch gesehen seltener von Malware betroffen sind als Geräte mit offeneren Systemen.
Kritiker wenden jedoch ein, dass die Sicherheit teilweise nur eine Illusion sei. Wenn Sicherheitslücken auftreten, sind Nutzer vollständig vom Hersteller abhängig, um diese zu beheben. Zudem kann die falsche Sicherheitsgewissheit zu riskanterem Nutzungsverhalten führen, während offene Systeme oft eine aktivere Community haben, die Probleme schnell identifiziert.
Durch den Digital Markets Act (DMA) der EU wird Apple gezwungen, sein geschlossenes Ökosystem teilweise zu öffnen. Dem Vernehmen nach muss das Unternehmen in der EU alternative App-Stores zulassen und Entwicklern erlauben, eigene Zahlungssysteme zu nutzen, ohne die übliche Provision an Apple abzuführen.
Diese Veränderungen könnten das Geschäftsmodell von Apple erheblich beeinflussen und möglicherweise zu niedrigeren Preisen für Verbraucher führen. Experten sind jedoch geteilter Meinung, ob die Öffnung langfristig die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigen könnte, für die Apple-Produkte bekannt sind.
Neben Apple setzen auch andere Tech-Giganten auf teilweise geschlossene Ökosysteme. Die Spielekonsolen von Sony (PlayStation), Microsoft (Xbox) und Nintendo funktionieren nach ähnlichen Prinzipien, wobei die Hersteller kontrollieren, welche Software auf ihren Geräten läuft und Lizenzgebühren von Entwicklern verlangen.
Auch Amazon mit seinen Kindle-Geräten und Echo-Lautsprechern sowie Google mit bestimmten Diensten und Hardware wie Chromecast verfolgen Aspekte des geschlossenen Plattformmodells. Im Vergleich zu Apple sind diese Systeme jedoch oft weniger strikt abgeschottet und erlauben mehr Interoperabilität mit Drittanbietern.
Offene Systeme wie Android bieten Nutzern mehr Freiheiten bei der Softwareauswahl und Installation. Entwickler können Apps über verschiedene Stores oder direkt vertreiben, was den Wettbewerb fördert und oft zu niedrigeren Preisen führt. Die Anpassungsmöglichkeiten sind deutlich umfangreicher.
Die Offenheit ermöglicht zudem Innovation durch eine breitere Entwicklergemeinschaft und erleichtert die Integration mit anderen Systemen. Für technisch versierte Nutzer und Unternehmen, die spezielle Anforderungen haben, bieten offene Plattformen oft bessere Möglichkeiten zur Anpassung an individuelle Bedürfnisse und zur Integration in bestehende Infrastrukturen.
Experten diskutieren zunehmend über hybride Modelle, die Vorteile beider Ansätze vereinen könnten. Diese würden grundlegende Sicherheitsstandards und Qualitätskontrollen beibehalten, aber mehr Flexibilität für Nutzer und Entwickler bieten, etwa durch kuratierte alternative App-Stores oder erweiterte Sideloading-Optionen mit Sicherheitsprüfungen.
Apple selbst scheint durch regulatorischen Druck in diese Richtung gedrängt zu werden. Berichten zufolge arbeitet das Unternehmen an Lösungen, die mehr Offenheit ermöglichen, ohne die Kernprinzipien von Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit aufzugeben. Die Zukunft könnte in einem ausgewogeneren Ökosystem liegen, das Kontrolle und Offenheit besser ausbalanciert.
Zusammenfassung
Vivos X Fold 5 ermöglicht erstmals Apple Watch-Nutzung mit Android
Gesundheitsdaten können in die vivo Health-App übertragen werden
Weitreichender iCloud-Zugriff über den Dateimanager wird unterstützt
Technische Umsetzung könnte über ANCS oder eigene Watch-App erfolgen
Unklar ob Apple diese ungewöhnliche Schnittstellen-Nutzung tolerieren wird
Veröffentlichung des Geräts wird noch im laufenden Monat erwartet
Entwicklung stellt grundsätzliche Herausforderung für Apples geschlossenes System dar
Siehe auch:
Technologie
via WinFuture News https://winfuture.de/
June 12, 2025 at 03:29PM