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Banksy: Neues Kunstwerk in Marseille - Leuchtturm mit Ich-Botschaft
Banksy: Neues Kunstwerk in Marseille - Leuchtturm mit Ich-Botschaft

Banksy: Neues Kunstwerk in Marseille - Leuchtturm mit Ich-Botschaft

https://www.spiegel.de/kultur/banksy-neues-kunstwerk-in-marseille-leuchtturm-mit-ich-botschaft-a-245208d9-de10-481a-baad-6ba9c1761a33

Zahlreiche Menschen posieren neben dem Kunstwerk

Das schablonenhafte Abbild des Leuchtturms in der Rue Félix-Fregier im siebten Arrondissement der Hafenstadt wirkt dabei wie die Verlängerung des Schattens eines Pollers, der auf dem Bürgersteig vor der betreffenden Mauer steht. Zahlreiche Menschen posierten bereits für ein Foto neben dem Kunstwerk des mysteriösen Street-Art-Künstlers. Der Bürgermeister von Marseille, Benoît Payan, reagierte mit einem Kommentar auf den Instagram-Post von Banksy auf die Entdeckung: »Marseille x Banksy«, schrieb er und fügte ein Flammen-Emoji hinzu.

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via DER SPIEGEL - Kultur https://www.spiegel.de/

May 31, 2025 at 01:15PM

·spiegel.de·
Banksy: Neues Kunstwerk in Marseille - Leuchtturm mit Ich-Botschaft
11-jährige Influencerin in Gaza getötet: Ein Leuchtfeuer ausgelöscht
11-jährige Influencerin in Gaza getötet: Ein Leuchtfeuer ausgelöscht

11-jährige Influencerin in Gaza getötet: Ein Leuchtfeuer, ausgelöscht

https://taz.de/11-jaehrige-Influencerin-in-Gaza-getoetet/!6090912/

Berlin taz | „Gibt es etwas Schöneres als das Lächeln der Kinder von Gaza?“, schreibt am 15. Mai Yaqeen Hammad auf Arabisch an ihre damals rund 90.000 Follower auf Instagram. Dazu teilt sie ein Video, in dem sie und Dutzende andere Kinder in einem Zeltlager im belagerten Küstenstreifen klatschen, tanzen und singen. Eine Person in einem Super-Mario-Kostüm schießt eine Konfettikanone auf die jubelnde Menge. Es ist ein flüchtiger Moment der Freude in einem brutalen, 20-monatigen Krieg, der Gaza in Trümmern hinterlassen und Zehntausende Menschenleben gekostet hat. Das Video hat mehr als 25.000 Likes.

Am vergangenen Freitag wurde Hammad durch einen israelischen Luftangriff getötet, der ihr Familienhaus in Deir al-Balah im Zentrum Gazas traf. Am Montag wurde ihr Tod bekannt, wie mehrere internationale Medien bereits berichteten. Sie wurde 11 Jahre alt.

Die junge Palästinenserin wurde oft als „humanitäre Influencerin“ bezeichnet, sie hielt viele solcher Momente fest. Hammad dokumentierte ihr ehrenamtliches Engagement in Schulen und Küchen in den sozialen Medien, sie gab Überlebenstipps bei Bombardierungen und improvisierte Kochtipps für Menschen ohne funktionierende Gasherde. „Gaza: Nein zum Unmöglichen“, sagte sie.

Hammad ist eine von Dutzenden Kindern in Gaza, die alleine in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen sind. Der Luftschlag ist Teil einer intensiven Angriffskampagne der israelischen Armee, um Premier Benjamin Netanjahus versprochenen „totalen Sieg“ im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation Hamas zu liefern, die bis heute noch 58 Geiseln hält und nicht kapitulieren will. Viele Zivilistinnen und Zivilisten zahlen dafür den Preis. Seit Oktober 2023 sind in Gaza Tausende Kinder wie Hammad getötet worden.

Sie dokumentieren den Krieg selbst

Israel und Ägypten, die eine Grenze mit Gaza teilen, verwehren seit Kriegsbeginn internationalen Journalistinnen und Journalisten den Zugang zum Küstenstreifen. Deshalb dokumentieren Palästinenserinnen und Palästinenser den Krieg nahezu vollständig selbst. Manche arbeiten zusammen mit internationalen Medienorganisationen wie Reuters oder The New York Times, als Reporter oder Fotografen. Andere wie Hammad setzen auf Social-Media-Formate, die online Millionen Menschen erreichen.

Die palästinensischen Gebiete, zu denen Gaza zählt, sind auf Platz 163 von 180 der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen – wegen Druck von der israelischen Armee, der regierenden Fatah-Partei im Westjordanland sowie von Terrororganisationen wie der Hamas und Islamischer Dschihad in Gaza, „die für ein Klima der Repression“ sorgen. Seit Kriegsbeginn sind laut Reporter ohne Grenzen fast 200 Medienschaffende in Gaza getötet worden.

Yaqeen Hammads Instagram-Seite zeigt eine andere Seite von Gaza als die verheerenden Kriegsbilder, die in den Medien kursieren. Ihre Beiträge zeugen von Zusammenhalt, Solidarität und Hoffnung. In einem Video bereitet sie Frühstück für 2.500 Fastende während Ramadan vor, nachdem sie mit der NGO Ouena Collective mehr als 260.000 Dollar in Spenden gesammelt hatte. In einem weiteren Video verteilt sie Eisbecher an Kinder: „Gaza-Eis der Extraklasse“, schreibt sie dazu.

Yaqeen Hammad dokumentierte ihr Engagement in den sozialen Medien

Erst im März startete Yaqeen Hammad ihre Instagram-Seite. Unterstützt hat sie dabei ihr älterer Bruder Mohammad, ein humanitärer Helfer. Er soll sie nach und nach darauf vorbereitet haben, ihre Seite irgendwann selbst zu übernehmen, berichtet ein Journalist aus Rafah in Gaza auf der Social-Media-Plattform X.

Seit ihrem Tod hat Hammad mehr als 20.000 neue Follower. Unter ihren Videos sind Trauerbekundungen auf vielen Sprachen. Der palästinensische Fotojournalist Mahmoud Bassam, auch aus Gaza, schrieb auf X: „Ihr Leib mag verschwunden sein, aber ihr Einfluss bleibt ein Leuchtfeuer der Menschlichkeit.“

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via taz.de - taz.de https://taz.de/!p4608/

May 30, 2025 at 07:26AM

·taz.de·
11-jährige Influencerin in Gaza getötet: Ein Leuchtfeuer ausgelöscht
Völlig Lost: AfD-Politikerin will Helfer von Hamburg abschieben
Völlig Lost: AfD-Politikerin will Helfer von Hamburg abschieben

Völlig Lost: AfD-Politikerin will Helfer von Hamburg abschieben

https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/afd-helfer-hamburg-abschieben/

Die verurteilte AfD-Politikerin Marie-Therese Kaiser rief auf dem rechtsextremen Nachrichtenportal X dazu auf, dem „Held von Hamburg“ als Dank dafür, die deutsche Messerangreiferin zu stoppen, ein „Gutschein für einen kostenlosen Rückflug“ zu übergeben. Damit überholt die Realität die Satire. Vor wenigen Tagen hat erst das Satiremagazin Postillon getitelt, dass die AfD die Abschiebung fordern würde.

Der „Held von Hamburg“ ist der 19-jährige Syrer, der zusammen mit einem Mann aus Tschetschenien und der Polizei-Streife die deutsche Messerangreiferin von Hamburg gestoppt hatte. Die psychisch auffällige Deutsche hatte zuvor 15 Personen mit dem Messer verletzt, 3 weitere erhielten Sturzverletzungen beim Weglaufen.

Die Polizei bestätigt in ihrer Pressemitteilung:

Durch das sofortige Eingreifen zweier couragierter Passanten sowie eingesetzter Kräfte der sogenannten „Quattro-Streife“ konnte die Tatverdächtige umgehend festgenommen und der Angriff unterbrochen werden.

Für die AfD ist das egal, nicht mal übermenschliche Taten können die Trennung in „Weiße“ und „die anderen“ für die AfD aufheben. Das zeigt: Die AfD verfolgt aktiv einen ethnischen Volksbegriff. Für sie können nur weiße Menschen Menschenwürde haben. Das widerspricht unserem Grundgesetz, in dem die Würde des Menschen für alle Menschen – auch nicht-Staatsbürger – gilt. Das sieht übrigens nicht nur der Verfassungsschutz und das Oberverwaltungsgericht in Münster so, sondern auch ein AfD-internes Gutachten.

Gesichert rechtsextrem – ihr eigenes Gutachten entlarvt die AfD

Im AfD-internen Gutachten steht:

Allerdings hält das Bundesverfassungsgericht auch „die Versagung jeglichen dauerhaften Aufenthaltsrechts für alle Personen, die nicht der ‚deutschen Volksgemeinschaft‘ angehören“ für unvereinbar mit der Menschenwürdegarantie.

Marie-Therese Kaiser liefert hier also erneut einen Beleg für den Rechtsextremismus der Partei und letztlich für ein mögliches Verbotsverfahren.

Grundgesetz gilt für alle Menschen

Das Grundgesetz gilt aber für alle Menschen gleichermaßen. Auch für Syrer, die keine übermenschlichen Heldentaten begehen. In Deutschland gibt es keinerlei Rechtfertigung, die Menschenwürde anzuzweifeln. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Menschen müssen nicht erst „Heldentaten“ begehen, um in Deutschland akzeptiert zu werden. Jede*r Schutzberechtigte muss hier ohne Wenn und Aber bleiben dürfen, alles andere wäre ebenso Ausgrenzung.

Ich halte die Betonung auf solche Aspekte für sehr kritisch, denn sie vermittelt: „Er ist gut für uns, weil er Menschenleben rettet – deshalb darf er bleiben und wird akzeptiert.“ Für viele ist das eine Form der Kompensation. Ich sage: Sowohl in positiven als auch in negativen Fällen sollte das keine Rolle spielen. Es ist nicht die Nationalität, die darüber entscheidet, ob sich jemand engagiert oder kriminell wird.

– Suraj Mailitafi

Die Polizei warnt auch davor, es selbst mit Messerangreifern aufzunehmen, stattdessen soll man: „wegrennen, um Hilfe rufen, dadurch alarmiert man auch die Umstehenden.“ Und rettet Leben, auch das eigene ist immer schützenswert.

Tatsächlich kommt es andauernd vor, dass Syrer oder andere Ausländer Terrortaten verhindern. Dieser Mitbürger aus dem Irak stoppte den islamistischen Angreifer auf den Rechtsextremisten Stürzenberger. Ein Mitbürger aus Somalia stoppte den Angreifer von Aschaffenburg. Ein Mitbürger aus Syrien rammte einen Messerstecher mit seinem Auto in Villach, Österreich und stoppte ihn dadurch. In London rettete ein Mitbürger aus Pakistan eine Mutter und ihr Kind vor einem Messerstecher. Ein Mitbürger aus Ghana nahm einem Messerangreifer in Hamburg die Waffe ab, sieben weitere wurden geehrt, weil sie den Angreifer mit Gegenständen beworfen hatten, um ihn an der Flucht zu hindern. Die widerlichen Deutschlandhasser aus der AfD würden all diese Mitbürger abschieben.

AfD lügt über Helfer von Hamburg

Sollen wir solche Fälle von Zivilcourage mit der Herkunft in Zusammenhang bringen? Wo doch die Herkunft weder mit guten noch schlechten Taten irgendetwas zu tun hat? Leider müssen wir es hier tun, denn die AfD und ihre Online-Propagandisten verbreiten Lügen und Fakes über den Helfer von Hamburg. Faktenchecks zeigen, dass die Medien nur echte Fotos des Helfers verwendeten.

Hier verbreitet ein AfD-Lokalpolitiker einen KI-Fake über den Helfer von Hamburg.

AfD wird nie aufhören mit der Hetze

Seit Jahrzehnten sinkt die Mordrate in Deutschland. Die größten Massenmörder der letzten Jahre waren Nils, der Krankenpfleger, der dutzende Senioren ermordete, und Andreas, der Pilot des Germanwings-Crashs, der das Flugzeug absichtlich in einen Berg steuerte.

Was sich verändert hat, ist der Medienkonsum. Früher war die Kriminalität vor allem eine Sache für Lokalblätter, die über lokale Kriminalität berichteten. Heute berichten Medien das, was Klicks bringt – und das sind Messerangriffe. Und fast ausschließlich die von Ausländern – oder Deutschen mit Migrationshintergrund. Straftaten von der Mehrheit der Deutschen oder andere Gewaltkriminalität wird kaum berichtet.

Die AfD nutzt das aus, um aktiv kämpferisch Lügen über das politische System in Deutschland zu verbreiten, wie hier ein AfD-Kreisrat im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises.

Vor genau solchen Aussagen warnt das eigene Gutachten der AfD, das die Partei vor einer Einstufung als rechtsextrem schützen sollte:

Pauschale Negativurteile über die „Altparteien“, über die „politische Klasse“ oder über die Medien („Lügenpresse“) sollten vermieden werden, sofern nicht bestimmte Aussagen tatsächlich für die angesprochene Gesamtheit zutreffen. (Quelle)

Ein AfD-MdL sieht sogar Selbstjustiz und Bürgerkrieg als mögliche Folgen:

Die AfD verbreitet planvoll und auf allen Ebenen der Partei Lügen, um das Narrativ zu untermauern, dass nur weiße Deutsche „echte“ Deutsche sein können. Und alle anderen seien eine Gefahr – unsere Mitbürger, Kollegen, Nachbarn, Freunde. Ein direkter Angriff auf die Menschenwürde und das politische System.

Ist die AfD ein hoffnungsloser Fall?

Erkennbar bei dieser Recherche war, dass viele hochrangige AfD-Politiker fast gar nichts zu den Vorfällen in Hamburg gesagt haben. Das passt dazu, dass der Parteivorstand die Mitglieder zur „Mäßigung“ bei öffentlichen Äußerungen aufruft. Alle Beispiele haben wir also TROTZ eines expliziten strategischen „Schweigens“ der AfD Spitzen gefunden. Dazu kommt, dass es massive Lügenkampagnen des propagandistischen Vorfelds der AfD gab, das eben von der AfD mit Steuergeldern unterstützt wird.

Es zeigt, dass die AfD-Spitzen durchaus Angst vor einem möglichen Verbotsverfahren und dem damit verbundenen Verlust unserer Steuergelder haben. Gleichzeitig hat aber offenbar der Vorstand der AfD entweder die Kontrolle über die Partei und das propagandistische Vorfeld verloren, oder aber fährt bewusst eine Strategie der Selbstverharmlosung. Das zeigt, dass die Prüfung eines AfD-Verbots jetzt endlich beginnen muss!

Titelbild: Canva, Screenshots

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via Volksverpetzer https://www.volksverpetzer.de/

May 28, 2025 at 05:09PM

·volksverpetzer.de·
Völlig Lost: AfD-Politikerin will Helfer von Hamburg abschieben
Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt
Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt

Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt

https://netzpolitik.org/2025/arbeitszeitdebatte-einfach-nur-unverschaemt/

Wir sollten uns diese übergriffige Arbeitszeit- und Faulheitsdebatte nicht aufdrängen lassen. Stattdessen müssen Millionäre und Milliardäre durch die Vermögensteuer endlich wieder verhältnismäßig und angemessen am Gemeinwesen beteiligt werden. Ein Kommentar.

So sieht uns die Union. (Symbolbild) – Public Domain Pieter Bruegel der Ältere / Hieronymus Cock

Wir arbeiten alle zu wenig, sagt ein arbeitgebernahes Wirtschaftsinstitut und die Union samt dem Blackrock-Kanzler wird nicht müde zu betonen, dass wir alle fleißiger und effizienter sein sollen. Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance könnten wir angeblich den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten, sagt Merz. Man könnte auch übersetzen: „Ihr seid alle zu faul“.

Hintergrund ist, dass die schwarz-rote Koalition den Achtstundentag schleifen und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen will. Das ist ein Angriff auf eine der wichtigsten Errungenschaften der Arbeiter:innenbewegung – schon mehr als 100 Jahre gilt die tägliche Begrenzung der Arbeitszeit in Deutschland. Dabei gibt es heute schon zahlreiche Ausnahmen vom Achtstundentag. Mit dieser nächsten Aufweichung möchte die Union die Türe aufstoßen zur weiteren Deregulierung der Arbeit. Es geht um nicht weniger als die Wegnahme mühsam erkämpfter Rechte.

Doch die Union macht sich mit ihrer unverschämten Arbeitszeit- und Faulheitsdebatte gerade keine Freund:innen. Es brodelt. Über Parteigrenzen hinweg. Zu Recht. Denn seit 1997 ist in Deutschland die Vermögensteuer ausgesetzt, Reiche werden immer reicher, die Ungleichheit wird größer. In Europa ist Deutschland eines der Länder mit der ungleichsten Verteilung der Vermögen. Das kann man ändern, wenn man will.

Wo bleibt eigentlich die Vermögensteuer?

Vielleicht sollten die Reichen und Überreichen erst einmal angemessen und verhältnismäßig zum Wohlstand des Gemeinwesens und damit aller Menschen beitragen, bevor wir uns von den wirtschafts- und reichtumsnahen Lobbyorganisationen und Parteien vorwerfen lassen müssen, dass wir auf der faulen Haut liegen würden.

Über wessen Wohlstand reden wir eigentlich? Vermutlich nicht über den der arbeitenden Leute, die mit der Kinderbetreuung jonglieren, während die Reichen, Überreichen und deutschen Oligarchen weiterhin von der Besteuerung ihrer Vermögen verschont sind und beim Vererben von Unternehmen weitreichende Ausnahmen gelten?

Was ist eigentlich mit der Besteuerung von Automatisierungsgewinnen, die unsere Industrie in den letzten Jahren immer effizienter gemacht hat? Was mit einer arbeitsrechtlichen Regulierung der Künstlichen Intelligenz, die unsere Arbeitnehmerrechte schützt? Wo bleibt eigentlich die Digitalsteuer auf Big-Tech-Konzerne, die hier Milliardengewinne einfahren, aber praktisch keine Steuern zahlen? Diese Liste könnte man ewig weiterführen – und die Rolle der Digitalisierung ist dabei nicht zu unterschätzen.

Eine Ablenkungsdebatte

Nicht nur angesichts der bestehenden Ungleichheit ist es unser gutes Recht, dass wir eine Work-Life-Balance fordern und dass wir uns nicht noch mehr verausgaben, während unsere Mieten in den letzten Jahren unermesslich gestiegen sind und wir Urlaube streichen, damit wir uns das Leben in den Städten noch leisten können.

Die Forderung nach einer höheren Arbeitszeit wird noch unverschämter, wenn man sieht, dass gleichzeitig nichts für eine bessere Kinderbetreuung investiert wird und die sozialen Sicherungssysteme, die uns schützen sollen, wenn wir unsere Arbeit verlieren, nach dem Willen der Union immer weiter runtergeschraubt werden sollen. Gleichzeitig sehen wir, dass wegen der demographischen Entwicklung Arbeitskräfte fehlen, aber niemand mehr einwandern soll, weil die Rechtsradikalen den Diskurs dominieren. Das passt alles nicht zusammen.

Fleiß als Spaltkeil

Fleiß ist eine Kategorie, mit der wir gegeneinander ausgespielt werden sollen. Aber wenn wir schon über Fleiß und Leistung reden, dann können wir auch kontern mit der Frage, wo eigentlich der Fleiß und die Leistung derer ist, die mit ihrem Vermögen spekulieren können? Und wie das mit der Work-Life-Balance so ist, wenn man den deutschen Staat mit Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäften um dutzende Steuermilliarden betrügt? Die gleichen Leute malen übrigens Horrorszenarien an die Wand, dass ein, zwei oder drei Prozent jährliche Vermögensteuer gefährlich für Deutschland sein sollen.

Wir sollten uns wirklich nicht auf diese Arbeitszeit-Debatte einlassen. Stattdessen sollten wir ab jetzt einfach die ganze Zeit fordern, dass diejenigen, die viel haben, auch angemessen am Gemeinwesen beteiligt werden müssen. Um den Wohlstand des Landes zu erhalten. Für alle.

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via netzpolitik.org https://netzpolitik.org

May 26, 2025 at 02:00PM

·netzpolitik.org·
Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt
Politisch motivierte Kriminalität steigt laut Statistik um 40 Prozent
Politisch motivierte Kriminalität steigt laut Statistik um 40 Prozent

Politisch motivierte Kriminalität steigt laut Statistik um 40 Prozent

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bilanz-politisch-motivierte-straftaten-dobrindt-innenministerium-100.html

Anstieg um 40 Prozent Rekordwert bei politisch motivierter Kriminalität

Stand: 20.05.2025 11:43 Uhr

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland ist 2024 erneut erheblich gestiegen. Das Innenministerium und Bundeskriminalamt sehen dabei den Nahost-Konflikt und die Bundestagswahl als Treiber für viele Taten.

Die Zahl politisch motivierter Straftaten ist im vergangenen Jahr rasant gestiegen. Die Polizeibehörden von Bund und Ländern registrierten 2024 über 84.000 Taten und damit gut 40 Prozent mehr als 2023, wie eine heute veröffentlichte Bilanz des Bundeskriminalamts und Innenministeriums zeigt.

Damit sind die Zahlen das sechste Jahr in Folge gestiegen. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sagte bei der Vorstellung der Statistik, Gründe für die Anstiege seien unter anderem die vergangene Bundestagswahl und der Nahost-Konflikt.

Hälfte der Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund

Zuwächse gab es in allen Bereichen, sowohl beim Antisemitismus (plus 20 Prozent) als auch bei Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit (34 beziehungsweise 29 Prozent). Ein Viertel der Vorfälle wurde im Internet registriert. Gewalttaten nahmen der Bilanz zufolge um 15 Prozent zu.

Die Hälfte der Vorfälle insgesamt wird dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet. Hier nahm die Zahl mit fast 50 Prozent auch am stärksten zu. Linksextreme waren für knapp zwölf Prozent verantwortlich. Auch Taten wegen "ausländischer" oder aus religiöser Ideologie nahmen zu.

Dobrindt sprach von einem extremen Anstieg der Zahlen. Er sei "getrieben durch die Polarisierung unserer Gesellschaft", aber auch durch einen zunehmenden Antisemitismus. Mit Blick auf die hohen Zahlen der rechtsextrem motivierten Straftaten sagte Dobrindt, die Regierung werde "den Kampf gegen Rechtsextremismus und politisch von rechts motivierte Straftaten weiter fortsetzen". Das gelte aber explizit für alle Bereiche der politisch motivierten Kriminalität gleichermaßen.

Straftaten im Kontext des Krieges in Nahost

In 6.236 Fällen wurde in der Eingangsstatistik der Polizei ein mutmaßlich antisemitisches Motiv aktenkundig. Von den insgesamt 7.328 politisch motivierten Straftaten, die die Polizei den Unterthemenfeldern "Israel" und "Palästina" zugeordnet hat, sah sie in 2.832 Fällen eine antisemitische Tatmotivation.

Ein großer Teil der 793 politisch motivierten Gewaltstraftaten, die im Kontext des Nahost-Konflikts polizeibekannt wurden, stand in Zusammenhang mit Demonstrationen und Protestaktionen - darunter 111 Fälle von Landfriedensbruch und 385 Widerstandsdelikte.

Propagandadelikte machen Großteil der Straftaten aus

Differenziert nach Art der Taten machen mit 37 Prozent die Propagandadelikte den größten Teil aus. Darunter fallen etwa das Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole wie NS-Zeichen oder von verbotenen Extremisten-Organisationen. Auch hier kommen die mit Abstand meisten Taten aus dem rechtsextremen Lager. Den zweitgrößten Anteil (21 Prozent) machen Sachbeschädigungen aus, es folgen Beleidigungen und Volksverhetzung.

Die Zahl extremistisch motivierter Straftaten war zuletzt bereits auf einen Höchstwert gestiegen. 2023 wurden mehr als 60.000 Fälle registriert, die meisten waren rechtsextrem motiviert. Auch die rechtsextrem motivierten Gewaltdelikte und Straftaten gegen Flüchtlinge hatten damals stark zugenommen.

Beratungsstellen: Täglich neun rechtsextrem motivierte Angriffe

Vor der neuen Bilanz von BKA und Innenministerium stellte der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und das Deutsche Institut für Menschenrechte ebenfalls eine Statistik für 2024 vor. Demnach wurde im vergangenen Jahr ein drastischer Anstieg der Zahl der Fälle und Betroffenen registriert.

Die nichtstaatlich organisierten Stellen in zwölf Bundesländern verzeichneten 3.453 Angriffe mit 4.861 Betroffenen, darunter neun Todesopfer bei Brandanschlägen und Messerangriffen, wie Judith Porath, Vorstandsmitglied vom Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt mitteilte. Das sei ein alarmierender Anstieg, sagte Porath. Im Durchschnitt bedeute dies, dass täglich neun rechtsextrem motivierte Angriffe erfolgten.

Die Beratungsstellen sind in 12 von 16 Bundesländern vertreten, wobei in den vergangenen Jahren die Zahl der vertretenen Länder stetig zugenommen hat. Die Bilanzen der Vorjahre sind damit nur bedingt mit der aktuellen vergleichbar. 2023 zählten die damals elf Beratungsstellen 2.589 rechte Angriffe. Bis heute nicht in der Statistik vertreten sind Niedersachsen, das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bremen.

Forderung nach mehr Engagement des Innenministers

Motiv der Angriffe ist Porath zufolge in den meisten Fällen Rassismus. Einen Anstieg verzeichneten die Berater bei den Angriffen auf politische Gegnerinnen und Gegner sowie aus antisemitischen und queerfeindlichen Motiven. Zugenommen haben laut Porath auch Angriffe auf Kinder und Jugendliche. 2024 wurden demnach fast 700 Minderjährige Ziel rechtsextremer Beleidigungen, Bedrohungen und Übergriffe.

Die Täter kommen Porath zufolge aus allen Altersgruppen und sind weit überwiegend männlich. Auch auf Seite der Betroffenen überwiege der Anteil von Männern, Übergriffe auf Frauen nähmen in einigen Bundesländern aber zu.

Porath beklagte, dass die Strafverfolgungsbehörden rassistische Tatmotive oftmals nach wie vor nicht erkennen würden und forderte an dieser Stelle mehr Engagement von Innenminister Dobrindt. Wo Fehler in der polizeilichen Arbeit und Bewertung rechtsextremer Gewalttaten gemacht würden, müsse dies "abgestellt werden", sagte sie. Zudem verlangte sie einen besseren Opferschutz und ein "realistischeres" offizielles Lagebild.

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via tagesschau.de - Die Nachrichten der ARD https://www.tagesschau.de/infoservices/alle-meldungen-100.html

May 20, 2025 at 11:45AM

·tagesschau.de·
Politisch motivierte Kriminalität steigt laut Statistik um 40 Prozent
The making of Apple TVs Murderbot
The making of Apple TVs Murderbot

The making of Apple TV’s Murderbot

https://arstechnica.com/culture/2025/05/the-making-of-apple-tvs-murderbot/

In the mood for a jauntily charming sci-fi comedy dripping with wry wit and an intriguing mystery? Check out Apple TV's Murderbot, based on Martha Wells' bestselling series of novels The Murderbot Diaries. It stars Alexander Skarsgård as the titular Murderbot, a rogue cyborg security (SEC) unit that gains autonomy and must learn to interact with humans while hiding its new capabilities.

(Some minor spoilers below, but no major reveals.)

There are seven books in Wells' series thus far. All are narrated by Murderbot, who is technically owned by a megacorporation but manages to hack and override its governor module. Rather than rising up and killing its former masters, Murderbot just goes about performing its security work, relieving the boredom by watching a lot of entertainment media; its favorite is a soap opera called The Rise and Fall of Sanctuary Moon.

Murderbot the TV series adapts the first book in the series, All Systems Red. Murderbot is on assignment on a distant planet, protecting a team of scientists who hail from a "freehold." Mensah (Noma Dumezweni) is the team leader. The team also includes Bharadwaj (Tamara Podemski) and Gurathin (David Dastmalchian), who is an augmented human plugged into the same data feeds as Murderbot (processing at a much slower rate). Pin-Lee (Sabrina Wu) also serves as the team's legal counsel; they are in a relationship with Arada (Tattiawna Jones), eventually becoming a throuple with Ratthi (Akshay Khanna).

As in the books, Murderbot is the central narrator, regaling us with his observations of the humans with their silly ways and discomfiting outbursts of emotion. Mensah and her fellow scientists were forced to rent a SEC unit to get the insurance they needed for their mission, and they opted for the cheaper, older model, unaware that it had free will. This turns out to be a good investment when Murderbot rescues Bharadwaj from being eaten by a giant alien worm monster—losing a chunk of its own torso in the process.

Technologie

via Ars Technica - All content https://arstechnica.com

May 19, 2025 at 07:15PM

·arstechnica.com·
The making of Apple TVs Murderbot
Was im AfD-Gutachten steht (und was nicht)
Was im AfD-Gutachten steht (und was nicht)

Was im AfD-Gutachten steht (und was nicht)

https://correctiv.org/aktuelles/debatte-um-afd-verbot/2025/05/15/was-im-afd-gutachten-steht-und-was-nicht/

Das AfD-Gutachten liegt vor. Wir haben es geprüft und halten den Leak für echt.

Neu ist die Fülle an Belegen. Auf über 1000 Seiten analysiert der Verfassungsschutz die vergangenen vier Jahre im Detail. Dessen Fazit: Die AfD ist gesichert rechtsextrem.

Das Gutachten nennt etwa 350 AfD-Abgeordnete und weitere Personen aus ihrem Umfeld, darunter Erika Steinbach von der Desiderius-Erasmus-Stiftung und den rechtsextremen Aktivisten Martin Sellner. Es werden auch Personen mit Vor- und Nachnamen genannt, die keine öffentlichen Ämter bekleiden, darunter einfache AfD-Mitglieder.

Wie das Gutachten geleakt wurde

Am 2. Mai erklärte der Verfassungsschutz per Pressemitteilung die AfD als gesichert rechtsextrem, ohne Belege zu veröffentlichen. Die AfD klagte dagegen und erhielt am 9. Mai Einsicht in das 1000-seitige Gutachten.

Derzeit gilt eine Stillhalte-Vereinbarung: Der Verfassungsschutz schweigt öffentlich, bis das Gericht im Eilverfahren entscheidet.

Am 13. Mai gelangte das vollständige Gutachten über mehrere Medien an die Öffentlichkeit.

Gutachten: Die AfD ist heute professioneller, populärer und homogener

Vor einigen Jahren sah der Verfassungsschutz noch gemäßigte Kräfte in der AfD, die sich von verfassungsfeindlichen Gedanken distanzieren könnten. Doch das sei nicht geschehen, obwohl die Partei wusste, dass sie beobachtet wird.

Im Gegenteil: Der Verfassungsschutz schlussfolgert, dass es aktuell keine nennenswerten Kräfte mehr in der Partei gibt, die zu einem rechtskonservativen Kurs zurückkehren wollen. Verfassungsfeindliche Ziele prägen demnach inzwischen den Charakter der AfD.

Die AfD ist laut Verfassungsschutz heute professioneller und ihre Leute agieren linientreuer als beim vorigen Gutachten von 2021.

Die AfD ist laut Verfassungsschutz völkisch und muslimfeindlich

Für die Einstufung als rechtsextrem sind laut Verfassungsschutz in diesem Fall zwei Aspekte entscheidend: völkisches Denken und Muslimfeindlichkeit. Beides ist aus Sicht der Verfassungsschützer klar belegt.

Das bedeutet: Wer heute in der AfD aktiv ist, bewegt sich demnach in einer Partei, die zwei zentrale Ansichten verbreitet: Menschen mit Migrationsgeschichte seien Deutsche „zweiter Klasse“. Und: Muslime seien gefährlich und gehörten nicht zu Deutschland. Beides widerspräche dem Grundgesetz, wonach alle Staatsbürger gleich sind, unabhängig von Religion, Hautfarbe oder Herkunft.

Starker Verdacht auf Demokratiefeindlichkeit bei der AfD

Die Verfassungsschützer haben geprüft, wie die AfD zu Demokratie und Rechtsstaat steht. Das Ergebnis: Es bestehe ein „starker Verdacht“ auf Demokratiefeindlichkeit, doch eine verfassungsrechtlich relevante Einstellung lasse sich nicht erhärten.

In der AfD kursiere die Erzählung, Deutschland sei fremdgesteuert – etwa durch die USA, „globale Eliten“ oder eine „Deutschland GmbH“. Politiker anderer Parteien würden teils als „Marionetten“ fremder Mächte verächtlich gemacht. Solche Aussagen gelten als demokratiefeindlich, da sie das Vertrauen in die Demokratie untergraben sollen.

Wenig Belege für Antisemitismus in der AfD

Der Verfassungsschutz sieht „vergleichsweise wenig Anhaltspunkte“ für verfassungsfeindliche Tendenzen in Bezug auf den Rechtsstaat. Nur teilweise behaupteten AfD-Funktionäre, dass beispielsweise Gerichte nicht unabhängig seien.

Auch Antisemitismus spielt laut Verfassungsschutz keine zentrale Rolle in der AfD, obwohl versteckte antisemitische Narrative rund um vermeintliche „Globalisten“ existieren.

Gutachten: Keine Abkehr von der „Jungen Alternative“

Die Einschätzung als „gesichert rechtsextrem“ stützt sich im Kern also auf zahlreiche Belege für völkische und islamfeindliche Äußerungen. Beide Aspekte sind laut Verfassungsschutz gut dokumentiert.

Auffällig ist die Bewertung der „Jungen Alternative“. Die AfD trennte sich im Januar öffentlichkeitswirksam von ihrer rechtsextremen Parteijugend. Die Verfassungsschützer bleiben skeptisch und sehen keine tatsächliche Abkehr von den verfassungsfeindlichen Zielen der Jungen Alternative.

Bild: Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE / picture alliance

Wie der Verfassungsschutz arbeitet

Die Verfassungsschützer stützen ihre Analyse offenbar auf öffentliche Aussagen von AfD-Funktionären. Das Gutachten nennt keine geheimen Quellen, sondern verweist größtenteils auf Facebook- und X-Beiträge, YouTube-Videos, Interviews und Bücher. Ein Beispiel für die Arbeitsweise der Verfassungsschützer ist die Untersuchung des Begriffs „Remigration“.

Anhand von etwa 100 Zitaten zeigen die Verfassungsschützer, wie Mandatsträger der AfD den Begriff verwenden – in Ortsgruppen, Landesverbänden, in sozialen Medien, in TV-Duellen und in ihrem Mitgliedermagazin.

Am Ende ziehen die Verfassungsschützer ein klares Fazit: Die AfD nutzt das Schlagwort „Remigration“, um die „systematische Abschiebung bestimmter Bevölkerungsgruppen“ ohne Einzelfallprüfung zu fordern.

Björn Höcke versuche zwar, seine „wahren Absichten“ aus „taktischen Motiven“ zu verschleiern, doch die AfD-Spitze distanziere sich nicht überzeugend von diesem Verständnis des Begriffs.

Folgen für ein mögliches AfD-Verbot

Die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch führt nicht automatisch zu einem Verbot der Partei. Dafür gelten hohe Hürden. Das Bundesverfassungsgericht hätte darüber in einem aufwändigen Verfahren zu entscheiden – vorher müsste der Bundestag, Bundesrat oder die Bundesregierung ein Verbot beantragt haben.

Zentral für ein Verbot ist die Frage, ob die AfD ihre Worte in Taten umsetzen würde. Beispielsweise, ob sie an der Macht tatsächlich Millionen Menschen aus Deutschland vertreiben würde. Und zwar pauschal als Teil einer bestimmten Bevölkerungsgruppe und ohne Einzelfallprüfung, wie es einige AfD-Politiker fordern. Diese Frage beantwortet das Gutachten nicht, da das nicht Aufgabe des Verfassungsschutzes ist.

Das lange Warten auf das AfD-Gutachten

Das Gutachten war laut Verfassungsschutz im November 2024 fertig. Wegen vorgezogener Bundestagswahlen wurde es zurückgehalten – um die Wahlen nicht zu beeinflussen.

Am 2. Mai erklärte der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextrem. Die Einstufung war eine der letzten Amtshandlungen der scheidenden Innenministerin Nancy Faeser (SPD), bevor sie an den neuen Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) übergab.

Der ethnisch-kulturelle Volksbegriff in der AfD

CORRECTIV hat in Recherchen wie „Geheimplan gegen Deutschland” und „Volk der Rechtsradikalen” die Gefahren der völkischen Ideologie aufgezeigt. Dabei geht es um einen „ethnisch-abstammungsmäßigen Volksbegriff“, wie ihn der Verfassungsschutz jetzt der AfD attestiert.

Das Gutachten beschränkt sich nicht auf prominente Figuren wie Maximilian Krah oder Björn Höcke, sondern zitiert zahlreiche Funktionäre und Mandatsträger aus der gesamten Partei.

Maximilian Krah auf dem Bundesparteitag der AfD im Juli 2023 (Quelle: Sven Simon / Frank Hoermann / Picture Alliance)

Es zeigt, wie der ideologische Kopf der Identitären Bewegung, Martin Sellner, mit seinem Konzept der „Remigration“ in der AfD Gehör findet. Wie CORRECTIV aufdeckte, präsentierte Sellner seinen „Masterplan“ auf der Konferenz Ende 2023 in Potsdam und in Videos des rechtsextremen Magazins Compact. Damit zielt er auch auf „nicht-assimilierte Staatsbürger“ ab.

Mehrere Gerichte, darunter das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und das Verwaltungsgericht in München, stuften 2024 das Konzept der „Remigration” als „verfassungswidrig“ ein und sehen es im Widerspruch gegen die Menschenwürde.

Im Gutachten verweist der Verfassungsschutz auf das Oberverwaltungsgericht Münster. Dies stellte klar, dass eine Diskussion über Herkunft, Kultur und Identität von der Meinungsfreiheit gedeckt sei. Doch sobald solche Äußerungen ins Diskriminierende kippen, überschreiten sie die verfassungsrechtlichen Grenzen.

Entscheidung des OVG Münster

Das OVG Münster hat bei der Prüfung, ob die AfD als Verdachtsfall vom Verfassungsschutz beobachtet werden darf, folgendes Kriterium für Verfassungswidrigkeit aufgestellt: Die Verbindung eines „ethnisch-kulturellen Volksbegriffs“ mit einer „politischen Zielsetzung“, die „die rechtliche Gleichheit aller Staatsangehörigen in Frage stellt“.

Die Richter stellten fest, dass eine „große Anzahl gegen Migranten gerichteter Äußerungen“ darauf hindeute, Teile der AfD könnten bei entsprechenden Machtverhältnissen „Maßnahmen ergreifen“, die auch „deutsche Staatsbürger mit Migrationsgeschichte diskriminieren“.

Das OVG Münster wird sich voraussichtlich demnächst auch mit diesem Gutachten beschäftigen.

„Passdeutsche“ und „Bevölkerungsaustausch“

Das aktuelle Gutachten scheint die Vorgaben des Gerichts als erfüllt zu bewerten. Es liefert zahlreiche Belege, dass Menschen mit Migrationsgeschichte als kollektive Bedrohung und deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund als „Passdeutsche“ diffamiert werden.

Es dokumentiert, wie AfD-Funktionäre Konzepte aus der rechtsextremen Ideologie in öffentlichen Debatten nutzen. Etwa die eines geplanten „Bevölkerungsaustauschs“ oder des Ethnopluralismus, der davon ausgeht, es gebe unveränderliche Eigenschaften von bestimmten Völkern. Dabei werden laut Verfassungsschutz „autochthone Deutsche“ und „Deutsche mit Migrationsgeschichte“ gegeneinander ausgespielt.

Gutachten: „Remigration“ im Kern der AfD

Begriffe wie „Remigration“ und „Bevölkerungsaustausch“, die rechtsextreme Ideologen wie Martin Sellner geprägt haben, gehören laut Gutachten fest zum politischen Vokabular der AfD. Sellner beruft sich auf den NS-Juristen Carl Schmitt, der nationale Homogenität als Voraussetzung für Demokratie forderte. Diesen Bezug übernehmen AfD-Funktionäre.

Das Gutachten zitiert einen Facebook-Post von Andreas Harlaß, Mitglied des AfD-Landesvorstands in Sachsen-Anhalt, vom 26. Februar 2022. Darin wiederholt Harlaß Schmitts Aussagen und fordert von Menschen mit Mig

·correctiv.org·
Was im AfD-Gutachten steht (und was nicht)
Tagesschau soll länger werden: Ein gewagtes Experiment
Tagesschau soll länger werden: Ein gewagtes Experiment

„Tagesschau“ soll länger werden: Ein gewagtes Experiment

https://taz.de/Tagesschau-soll-laenger-werden/!6088110/

A ls ich noch Mitglied bei der Lesebühne „Reformbühne Heim & Welt“ war, lautete unsere offizielle Anfangszeit: „Immer Sonntags um 20 Uhr 15 nach der Tagesschau“. Vor der Veranstaltung flimmerten auf der Bühne des damaligen „Kaffee Burger“ die Hauptnachrichten der ARD in schwarzweiß über den Bildschirm eines Portables. Vortragende wie Publikum schauten gemeinsam hin oder weg.

Die gute alte Tante „Tagesschau“ war und ist eine Institution. Noch immer ist sie mit fast zehn Millionen Zuschauern im Schnitt die am meisten gesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.

Gerade für ältere Fernsehende ist sie ein absoluter Fixpunkt zwischen dem Griff ins Abendfach ihrer Medikamentenbox und dem nachfolgenden Heimatschinken. Die Generation Z, dem linearen Fernsehen ohnehin entfremdet, kennt das Ritual immerhin noch von Besuchen bei den Urgroßeltern, während rüstige Alterchen meines Schlags sich eher auf dem Mittelweg bewegen: Das lineare Unterhaltungsprogramm lassen wir zwar links liegen zugunsten der Streamingdienste oder allenfalls der Mediatheken. Doch die Tagesschau ist für uns immer noch ein Muss. Sie ist für meine wie auch die noch ältere Generation das wärmende Lagerfeuer, um das sich allabendlich die Republik versammelt.

Stopp, „wärmend“ nehme ich zurück. Die „Tagesschau“ ist nicht behaglich, denn sie bringt den Horror in die Wohnzimmer. Eher ist sie das alles versengende Lagerfeuer, der Autounfall auf der Gegenfahrbahn, von dem man dennoch nicht die Augen abwenden kann. Eine fatale Verstrickung wie Kettenrauchen oder Nägelkauen, der wohl das vage Gefühl von einer staatsbürgerlichen Informationspflicht zugrunde liegt: Gaza, Ukraine, Erdbeben, Rechtsradikale, Trump. Wer sich an so etwas erwärmt, erfreut sich auch an überfahrenen Rehkitzen.

Aufgeblasene Sendungen

Man sollte also meinen, die Sendung wäre lang und quälend genug. Laut WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn wird zurzeit jedoch bereits intern mit einer Verlängerung von bisher 15 auf 30 Minuten experimentiert. Jenseits des oben genannten Pflichthorrors wolle man die Sendung auch stärker für Alltagsthemen öffnen.

Aber ob das funktioniert? Den Jungen sagt die Art der Aufbereitung sowieso nicht zu. Die Älteren können sich nicht länger konzentrieren. Und ich selbst empfand kürzlich einen „Tagesschau“-Beitrag darüber, was irgendwelche Käferchen Lustiges im Wald anstellten oder so ähnlich (ich erinnere mich kaum), direkt im Anschluss an von Rechtsradikalen ausgehungerte Kinder in einem Kriegsgebiet als mindestens unpassend, wenn nicht obszön.

So etwas aber dürften wir in einer auf das Doppelte aufgeblasenen Sendung öfter sehen. Es ist das Zuckerbrot-und-Peitsche-System, das auch vielen Kindersendungen mit und ohne Maus zu eigen ist: Lehrreiche oder ernste Beiträge wechseln sich gern ab mit leichten, unterhaltenden, eskapistischen. Wir sind aber kind of erwachsen. Man möchte das Publikum nicht seelisch überfordern, und langweilt es stattdessen lieber.

Viel „man weiß es nicht“

Schließlich gibt es für die Liebhaber zerfransten Geblubbers längst genügend Möglichkeiten: Dokus, Talkshows, Magazine, Tierfilme, you name it. Ganz abgesehen von den Vertiefungsformaten der Nachrichten selbst, wie „Tagesthemen“ oder „heute-journal“, die sich ihren Schwerpunktthemen seit jeher ausgiebiger widmen.

Außerdem gibt es fast jeden Tag noch einen „Brennpunkt“, der die Tagesschau ohnehin um weitere fünfzehn Minuten verlängert, sobald nur irgendwo ein Sack Reis umgefallen ist: Die wichtigsten Infos dazu lieferte zuvor die Tagesschau, doch der Brennpunkt bringt noch jede Menge Drumherum dazu: Wie sah der Sack aus, wie viel Reis war drin, stand er schon irgendwie schief, und wer hat ihn umgeschmissen? „Interessante Frage, aber man weiß es nicht“, sagt der „Brennpunkt“ – das ist sein Kernsatz, das ist seine Aufgabe: Qualifizierte Ahnungslosigkeit, denn zuzugeben, dass man nicht weiß, was man nicht wissen kann, ist ein wesentliches Prädikat des seriösen Journalismus.

„Man weiß es nicht“: Den Satz wird man nach einer Verlängerung der „Tagesschau“ in Zukunft öfter hören. Denn sie würde jedes Thema brennpunktartig immer ein kleines bisschen breiter treten. Wenn sich dann mal nicht auch noch die Senioren verabschieden.

Verschiedenes

via taz.de - taz.de https://taz.de/!p4608/

May 15, 2025 at 04:51PM

·taz.de·
Tagesschau soll länger werden: Ein gewagtes Experiment
Lotus Chess: Neue Schach-App von den Math 42-Machern verbessert Eröffnungen
Lotus Chess: Neue Schach-App von den Math 42-Machern verbessert Eröffnungen

Lotus Chess: Neue Schach-App von den Math 42-Machern verbessert Eröffnungen

https://www.appgefahren.de/lotus-chess-neue-schach-app-von-den-math-42-machern-verbessert-eroeffnungen-378948.html

Das „Spiel der Könige“, wie Schach auch immer wieder gerne genannt wird, ist ein komplexes Brettspiel, das viel Übung und logisches Denken erfordert. Wer sich für Schach interessiert und die Eröffnungen verbessern möchte, kann sich ab sofort die App Lotus Chess (App Store-Link) ansehen, die im App Store für iPhones und iPads erhältlich ist.

Lotus Chess ist ein personalisierter Eröffnungs-Trainer, der sich kostenlos für iOS und iPadOS herunterladen lässt und sich über ein Pro-Abonnement finanziert, das ab 5,99 Euro/Monat zu haben ist. Die Installation der App ist ab iOS/iPadOS 12.0 oder neuer möglich, als Sprache steht bislang Englisch zur Verfügung.

Entwickelt wurde Lotus Chess von den Brüdern Maxim und Raphael Nitsche, die euch möglicherweise noch von der Math 42-App bekannt vorkommen. Mit der neuen App des Nitsche Brothers-Entwicklerstudios sollen Schachspieler und -spielerinnen ihre Eröffnungen gezielt verbessern können.

„Basierend auf Millionen realer Partien erkennt Lotus Chess typische menschliche Fehler in der Eröffnung und zeigt dem Nutzer, wie man gezielt auf diese Fehler spielt. Dabei verzichtet die App bewusst auf generisches Engine-Training und setzt stattdessen auf praxisnahe Lernlinien, die auf typische Spielsituationen vorbereitet sind — von 1000 ELO bis Großmeisterniveau.“

So berichtet Entwickler Raphael Nitsche in einer E-Mail an uns. Das Entwicklerteam beschreibt Lotus Chess auch als „Duolingo für Schach“ und sieht die Anwendung als personalisierten Eröffnungstrainer, der es ermöglichen soll, Schacheröffnungen schnell zu perfektionieren. Lotus Chess hat dazu eine neue KI entwickelt, die Millionen von Partien durchgespielt hat, um herauszufinden, welche Linien und Varianten gegen echte Menschen am besten funktionieren. Wenn zwei Züge annähernd gleich bewertet werden, wählt Lotus den Zug aus, der den Spielern und Spielerinnen die beste Gewinnquote bietet.

Zu den Features der App gehören unter anderem:

Das Duolingo für Schach: Lotus führt Zeile für Zeile durch die Eröffnungen und priorisiert, was man am wahrscheinlichsten treffen wird.

Training, das sich anpasst: Online-Schachkontos von lichess.org und chess.com lassen sich verbinden und Lotus Chess die eigenen größten Schwächen erkennen. Dann erhält man einen personalisierten Plan, der diese schnell behebt.

Gegner besiegen: Mit Lotus Chess verpasst man keine Gewinnchancen mehr und lernt, wie man Gegner so schnell wie möglich vernichten kann.

Kugelsicher werden: Die KI von Lotus Chess hat die vorteilhaftesten Linien in allen Eröffnungen identifiziert, um Spielern und Spielerinnen ein kugelsicheres Repertoire zu geben.

Fortschritt verfolgen: Gewinnquoten für jede Eröffnung und Variante sehen, die man spielt, eigene Leistung messen und beobachten, wie die Wertungszahl mit der Zeit wächst.

Darüber hinaus bietet Lotus Chess auch maßgeschneiderte Trainingspläne, tägliche Übungen, um sich in wenigen Minuten pro Tag zu verbessern, eine große Sammlung an Schachrätseln, Statistiken und Einblicke sowie intelligente Erinnerungen, um an tägliche Trainings und Meilensteine aufmerksam gemacht zu werden.

Beide Entwickler sind auch selbst Schachspieler (ELO 2116 und 1916) und haben daher ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet in Lotus Chess einfließen lassen. Wer noch mehr zur neuen Schach-App erfahren möchte, kann sich abschließend auch auf der offiziellen Website zu Lotus Chess umsehen. Im App Store bekommt die Anwendung bisher bei 14 Bewertungen volle fünf Sterne.

‎Lotus Chess – Opening Trainer (Kostenlos+, App Store) →

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Technologie

via appgefahren.de https://www.appgefahren.de/

May 13, 2025 at 04:27PM

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Lotus Chess: Neue Schach-App von den Math 42-Machern verbessert Eröffnungen
Angebliches Koks-Video und Fake-Webseite: Merz im Visier russischer Desinformation
Angebliches Koks-Video und Fake-Webseite: Merz im Visier russischer Desinformation

Angebliches Koks-Video und Fake-Webseite: Merz im Visier russischer Desinformation

https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2025/05/12/angebliches-koks-video-und-fake-webseite-merz-im-visier-russischer-desinformation/

Sitzen drei Politiker im Zug. Was wie ein Witz beginnt, war nach einer Kiew-Reise von europäischen Spitzenpolitikern der Anlass für eine breit angelegte Empörungswelle in der Welt der Desinformation. Weil Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einem Fototermin mit Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz und Großbritanniens Premier Keir Starmer noch rasch ein weißes Objekt vom Tisch räumt, verbreiteten sich daraufhin Behauptungen und Gerüchte, es gehe dabei um ein Päckchen Koks.

Das suggerierte etwa Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums. Ein Video des US-amerikanischen Radiomoderators Alex Jones dazu erreichte mehr als 20 Millionen Aufrufe – Jones wurde in der Vergangenheit bereits wegen des Verbreitens von Falschinformationen verurteilt. Schnell machten Behauptungen und Mutmaßungen dazu auch auf Deutsch die Runde.

Die Empörungswelle ist wohl kein Zufall. Einiges deutet darauf hin, dass eine Propaganda-Kampagne, die dem Kreml zugeschrieben wird, eine Rolle in der Verbreitung spielt. Das wiederum folgt einem inhaltlichen Muster: Es ist nicht die erste Falschbehauptung, die von russischer Seite über Merz verbreitet wurde und auch nicht die erste Meldung zu Drogenkonsum, die Russland zu einem Politiker streut.

Glaubt man pro-russischen Profilen sollen in diesen Aufnahmen Drogen und entsprechende Utensilien zu sehen sein – das ist jedoch frei erfunden (Quelle: X / Telegram; Screenshots: CORRECTIV.Faktencheck)

Frankreich dementiert mit Meme: Keine Drogen, sondern Taschentuch

Zunächst: Was ist dran an der Behauptung, die Fotos und Videos würden einen Drogenkonsum belegen? Macron, Merz und Starmer waren mit einem Sonderzug auf dem Weg nach Kiew, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu treffen. Auch Polens Präsident Donald Tusk war mit dabei. Die Aufnahmen aus dem Zug vom 9. Mai sind authentisch und wurden von verschiedenen Nachrichtenagenturen veröffentlicht. Der angebliche „Beutel mit weißem Pulver“ sieht bei genauerer Betrachtung von Pressefotos aber aus wie ein zerknülltes Objekt.

Der Vergleich mit einem Foto in höherer Auflösung (rechts) zeigt, dass im Video (links) nicht wie behauptet ein Päckchen mit „weißem Pulver“ zu sehen ist (Quellen: X, Christian Liewig / SIPA / Picture Alliance; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Beteiligten wiesen die Behauptung später in Sozialen Netzwerken zurück: „Wenn die europäische Einheit unbequem wird, geht die Desinformation so weit, dass ein einfaches Taschentuch als Drogen dargestellt wird,“ erklärte das französische Präsidialamt in einem X-Beitrag. Und teilte dazu eine Nahaufnahme mit der Aufschrift „Das ist ein Taschentuch“. Auch die CDU schreibt auf X von einem Taschentuch.

Das französische Präsidialamt und die CDU dementierten auf X (Quelle: X; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Und der angebliche „Koks-Löffel“, von dem in einigen Beiträgen die Rede ist? Der sieht bei näherer Betrachtung vielmehr aus wie ein Bambusspieß, wie er etwa für Häppchen oder Getränke verwendet wird.

Auch verschiedene Medien und Faktencheck-Redaktionen widerlegten den Fake bereits.

Der angebliche Beutel mit Drogen und „Koks-Löffel“ entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Taschentuch und Bambusspieß (Quellen: Christian Liewig / SIPA / Picture Alliance, AP / youtube.com, Pexels; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Merz im Visier russischer Desinformation

Auffällig ist, dass die Behauptung zu dem Treffen von Merz und den anderen Regierungschefs von vielen pro-russischen Profilen und in russischer Sprache verbreitet wurde. Analysten, die sich mit russischer Desinformation befassen, schreiben diese Accounts einer bekannten Propaganda-Kampagne des Kremls namens Matryoshka zu. Die anonyme Freiwilligengruppe, Antibot4Navalny, die pro-russische Desinformation auf X verfolgt, geht davon aus, dass das Narrativ zunächst von authentischen Nutzerinnen und Nutzern verbreitet und erst später von Kreml-nahen Telegram-Kanälen und Online-Medien aufgegriffen und verstärkt wurde. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Kampagne des Kreml versucht, Staatsoberhäupter als Drogenkonsumenten darzustellen. In der Vergangenheit zielten solche Fakes vor allem auf Selenskyj ab.

Offenbar gerät Merz seit der Kanzlerwahl zunehmend ins Visier russischer Desinformation: Wenige Tage vorher verbreitete sich eine gefälschte Webseite des neuen Bundeskanzlers. Angeblich sollen neu ankommende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine „mehr Geldleistung“ erhalten, heißt es dort. Das ist erfunden, wie die DPA recherchierte. Die CDU gab inzwischen bekannt, sie plane Anzeige zu erstatten.

Die Fake-Webseite gehört nach Einschätzung des Online-Rechercheprojekts Gnida vermutlich zu der russischen Einflusskampagne „Storm-1516“. CORRECTIV berichtete im Januar 2025, wie sich die Kampagne mit verschiedenen Fakes in den deutschen Bundestagswahlkampf einmischte. Auch damals wurde Merz bereits zum Ziel.

Das französische Außenministerium hatte die Kampagne zuletzt scharf kritisiert und dem „Informationskrieg“ der russischen Regierung zugeschrieben. „Angesichts der von dieser Gruppierung ausgehenden Bedrohung für die digitale öffentliche Debatte in Frankreich und Europa, verurteilt Frankreich entschlossen die destabilisierenden Aktivitäten Russlands,“ hieß es in der Mitteilung.

Weder Merz Sprecher, noch die CDU-Pressestelle oder das Bundesinnenministerium antworteten bis Veröffentlichung auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck dazu. Die gefälschte Webseite ist weiterhin online (Stand 12. Mai 2025).

Wie die russische Kampagne „Storm-1516“ Desinformation rund um die Bundestagswahl verbreitete, erklären wir in diesem Video:

Redigatur: Gabriele Scherndl, Sophie Timmermann

 

Verschiedenes

via correctiv.org https://correctiv.org/

May 12, 2025 at 06:18PM

·correctiv.org·
Angebliches Koks-Video und Fake-Webseite: Merz im Visier russischer Desinformation
Das Ende ist nah: Das Universum löst sich schneller als gedacht auf
Das Ende ist nah: Das Universum löst sich schneller als gedacht auf

Das Ende ist nah: Das Universum löst sich schneller als gedacht auf

https://winfuture.de/news,150868.html

Wenn unsere Sonne irgendwann stirbt, besteht zumindest eine Chance auf Auswanderung zu anderen Planeten. Anders sieht es zum Ende des ganzen Universums aus. Und dieses soll laut neuen Berechnungen schneller kommen als gedacht.

NASA

Neue Berechnung des Vergehens

In ihren Berechnungen zeigen der Astrophysiker Heino Falcke, der Quantenphysiker Michael Wondrak und der Mathematiker Walter van Suijlekom von der Radboud-Universität im niederländischen Nijmegen, dass sogenannte Hawking-ähnliche Strahlung nicht nur Schwarze Löcher betrifft, sondern auch andere Himmelskörper wie Neutronensterne oder Weiße Zwerge langsam "verdampfen" lässt. Und wenn alle Objekte in dieser Strahlung aufgegangen sind, lässt sich dies mit dem Ende des uns bekannten Universums gleichsetzen.

Die Forscher veröffentlichten ihre neuen Erkenntnisse im Journal of Cosmology and Astroparticle Physics. In der Fortsetzung einer früheren Studie aus dem Jahr 2023 widmen sie sich der Frage, wie lange dieser Zerfallsprozess dauert. Das Ergebnis ist überraschend: Weiße Zwerge, die als besonders langlebige Sternenreste gelten, könnten bereits nach etwa 10^48 Jahren vollständig zerfallen - eine enorme Verkürzung im Vergleich zur bisherigen Annahme von rund 10^1100 Jahren.

"Das Ende des Universums kommt damit deutlich früher - aber zum Glück dauert es trotzdem noch unvorstellbar lange", kommentiert Falcke. Grundlage der Studie ist eine neue Interpretation der von Stephen Hawking 1975 postulierten Strahlung, der zufolge selbst aus schwarzen Löchern Teilchen entweichen können. Diese Theorie widerspricht der klassischen Relativitätstheorie Einsteins, wonach Schwarze Löcher nur Masse aufnehmen, aber nichts abgeben.

Verfliegende Gaswolken

Neutronensterne brauchen laut der Berechnungen genauso lange zum Verdampfen wie stellare schwarze Löcher - etwa 10^67 Jahre. Eine Überraschung, da Schwarze Löcher aufgrund ihres starken Gravitationsfeldes eigentlich schneller zerfallen müssten. Der Grund liegt laut Wondrak darin, dass Schwarze Löcher keine Oberfläche besitzen und dadurch einen Teil ihrer eigenen Strahlung erneut absorbieren.

Aus reiner Neugier berechneten die Forscher auch die Verdampfungszeit für ungewöhnlichere Objekte: Der Mond und selbst ein menschlicher Körper würden theoretisch rund 10^90 Jahre benötigen, um durch Hawking-ähnliche Strahlung zu zerfallen - wohlgemerkt unter idealisierten Bedingungen ohne andere Einflüsse. Selbst die Teilchen der interstellaren Gaswolken würden sich einige Zeit später auflösen. Letztlich würde sämtliche Materie wesentlich schneller vergehen als in den bisher angenommenen 10^1100 Jahren.

Van Suijlekom betont die interdisziplinäre Zusammenarbeit als Schlüssel zu diesen Erkenntnissen: "Erst durch das Zusammenspiel von Astrophysik, Quantenmechanik und Mathematik konnten wir diese neuen Perspektiven auf ein fundamentales kosmisches Phänomen gewinnen."

Zusammenfassung

Neue Berechnungen zeigen ein schnelleres Ende des Universums als erwartet

Hawking-ähnliche Strahlung lässt auch andere Himmelskörper verdampfen

Weiße Zwerge könnten bereits nach etwa 10^48 Jahren vollständig zerfallen

Neutronensterne und stellare schwarze Löcher verdampfen in etwa 10^67 Jahren

Selbst ein menschlicher Körper würde theoretisch 10^90 Jahre zum Zerfall benötigen

Sämtliche Materie würde schneller vergehen als bisher angenommen

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglichte diese neuen Erkenntnisse

Siehe auch:

Technologie

via WinFuture News https://winfuture.de/

May 12, 2025 at 02:18PM

·winfuture.de·
Das Ende ist nah: Das Universum löst sich schneller als gedacht auf
Die AfD muss keinen gewaltsamen Umsturz planen damit ein Verbot Erfolg hätte
Die AfD muss keinen gewaltsamen Umsturz planen damit ein Verbot Erfolg hätte

Die AfD muss keinen gewaltsamen Umsturz planen, damit ein Verbot Erfolg hätte

https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/afd-gewalt-umsturz-verbotsantrag/

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) behauptet in einem SPIEGEL-Interview – leider unwidersprochen –, ein Verbot der AfD erfordere den Nachweis, dass sie „aktiv, notfalls mit Gewalt, einen Umsturz plant“. Dafür sehe man derzeit keine ausreichenden Belege. Solche Belege braucht es jedoch gar nicht. Parteien können auch unterhalb der Schwelle der Gewaltanwendung verboten werden. Das hat das Bundesverfassungsgericht bereits mehrfach klargestellt.

Schuster stellt unerreichbare Anforderungen

Innenminister Schuster nennt als möglichen Beleg eines „aggressiv-kämpferischen“ Vorgehens der AfD, wenn etwa der Umsturzplan der Gruppe um Prinz Reuß der Partei „klipp und klar“ zugeordnet werden könnte. Dafür scheine es im Moment keine rechtssicheren Nachweise zu geben.

Wer wie Schuster argumentiert, wird einen Verbotsantrag gegen die AfD wohl nie für Erfolg versprechend halten. Seine Aussagen haben aber auch nichts mit den Maßstäben zu tun, die das Bundesverfassungsgericht für Parteiverbote insbesondere in seiner zweiten NPD-Entscheidung von 2017 entwickelt hat.

Aber von vorn:

Nach Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes sind Parteien verfassungswidrig, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet gemäß Absatz 4 ausschließlich das Bundesverfassungsgericht.

Zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung zählen drei zentrale Grundprinzipien, die für den freiheitlichen Verfassungsstaat schlechthin unentbehrlich sind: die Garantie der Menschenwürde, das Demokratieprinzip und das Rechtsstaatsprinzip. Dass eine Partei die Beseitigung oder Beeinträchtigung mindestens eines dieser Grundprinzipien anstrebt, reicht jedoch nicht aus. Die betreffende Partei muss auf die Beeinträchtigung oder Beseitigung „ausgehen“.

Schuster definiert dieses Darauf Ausgehen nun mit dem schon lange in der Debatte herumgeisternden Begriff der „aggressiv-kämpferischen Haltung“. Diese Formulierung stammt aus der Entscheidung zum Verbot der KPD aus dem Jahr 1956. Darin schrieb das Bundesverfassungsgericht:

„Es muß [zu der Zielsetzung] eine aktiv kämpferische, aggressive Haltung gegenüber der bestehenden Ordnung hinzukommen (…)“. Die Formulierung ist nicht besonders glücklich gewählt, weil „kämpferisch“ und „aggressiv“ nicht unbedingt so verstanden wird, wie das Bundesverfassungsgericht es versteht, nämlich wie folgt: „(…) [die Partei] muß planvoll das Funktionieren dieser Ordnung beeinträchtigen (…) [Ihre Absicht muss] so weit in Handlungen (das sind u. U. auch programmatische Reden verantwortlicher Persönlichkeiten) zum Ausdruck kommen, daß sie als planvoll verfolgtes politisches Vorgehen der Partei erkennbar wird.“

Vergangene Verbotsentscheidungen

In seiner zweiten NPD-Entscheidung von 2017 rezipierte das Bundesverfassungsgericht das KPD-Urteil und den Begriff „kämpferisch-aggressiv“ (Rn. 574), um ihn dann aber – zunächst – beiseitezulassen und schlicht zu definieren als „ein planvolles Handeln im Sinne qualifizierter Vorbereitung“. Für ein qualifiziertes planvolles Vorgehen der Partei sei wiederum erforderlich, dass sie kontinuierlich und zielorientiert auf die Verwirklichung eines der freiheitlichen demokratischen Grundordnung widersprechendes politisches Konzept hinarbeite (Rn. 576 f.).

Im Falle der NPD genügte dem Bundesverfassungsgericht dafür, dass die Partei eine „Vier-Säulen-Strategie“ besaß und sie planmäßig umsetzte (Rn. 856 ff.): den „Kampf um die Köpfe“ (z.B. durch Vereinsarbeit), den „Kampf um die Straße“ (z.B. durch Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte), den „Kampf um die Parlamente“ (z.B. durch Obstruktion) und den „Kampf um den organisierten Willen“ (z.B. durch die Konzentration aller „nationalen Kräfte“).

In der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über den Entzug der Parteienfinanzierung für Die Heimat (ex-NPD) im Jahr 2024 kehrte zwar die „aktiv kämpferische Haltung“ (Rn. 292) bzw. die „aggressiv-kämpferische Haltung“ (Rn. 296) zurück in das Vokabular des Gerichts; das änderte aber überhaupt nichts an dem vorstehenden Verständnis des Gerichts davon, was mit dem „Daraufausgehen“ in Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes gemeint ist.

Gewalt oder Umsturz sind keine notwendige Voraussetzung

Das Bundesverfassungsgericht hat zudem in allen drei erwähnten Entscheidungen ausdrücklich klargestellt, dass ein strafbares Verhalten – insbesondere also die Anwendung von Gewalt oder gar die Planung eines „Umsturzes“ – gerade keine Voraussetzung für ein „Daraufausgehen“ und damit für ein Parteiverbot ist. Das sei mit dem präventiven Charakter des Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht vereinbar.

Das Strafrecht knüpfe an ein vergangenes Verhalten von Einzelpersonen an. Parteiverbote dienten demgegenüber der Abwehr künftig möglicher Gefahren für die freiheitliche demokratische Grundordnung. Das Gericht schreibt: „Eine Partei kann auch dann verfassungswidrig sein, wenn sie ihre verfassungsfeindlichen Ziele ausschließlich mit legalen Mitteln und unter Ausschluss jeglicher Gewaltanwendung verfolgt. Das Parteiverbot stellt gerade auch eine Reaktion auf die von den Nationalsozialisten verfolgte Taktik der ‚legalen Revolution‘ dar, die die Machterlangung mit erlaubten Mitteln auf legalem Weg anstrebte“ (Rn. 578).

Solche irreführenden Argumente sind gefährlich

Umgekehrt gilt natürlich: Lässt sich feststellen, dass Anhänger einer Partei in einer ihr zurechenbaren Weise Gewalt zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele anwenden, spricht das dafür, dass die Partei das staatliche Gewaltmonopol nicht anerkennt und sich insoweit gegen das Rechtsstaatsprinzip wendet. Zugleich wäre eine der Partei zurechenbare Anwendung oder Billigung von Gewalt ausreichend, um davon auszugehen, dass sie auf die Beseitigung oder Beeinträchtigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung ausgeht (Rn. 580).

Umgekehrt wird also ein Schuh draus. Und es ist folglich schlicht falsch, wenn Innenminister Schuster meint, ein Verbot der AfD komme nur beim Nachweis von – notfalls gewaltsamen – Umsturzplänen in Betracht. Entscheidend ist, ob die Partei sich gegen Menschenwürde, Demokratie und/oder Rechtsstaat richtet; und ob sie dieses Ziel planvoll verfolgt. Darüber lohnt es sich – auch nach der Hochstufung der AfD durch das Bundesamt für Verfassungsschutz zur „gesichert rechtsextremistischen“ Bestrebung – zu debattieren.

Wer aber die Hürden für Parteiverbote entgegen dem Bundesverfassungsgericht in schier unüberwindbare Höhen hebt, unterbindet jede konstruktive Diskussion. Das ist besonders misslich, wenn es von einem Landesinnenminister kommt, der zum Schutz der freiheitlichen demokratischen Grundordnung jedes Instrument im Werkzeugkasten der streitbaren Demokratie kennen sollte – gerade wenn so viel auf dem Spiel steht.

Artikelbild: Patricia Bartos/dpa

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Verschiedenes

via Volksverpetzer https://www.volksverpetzer.de/

May 10, 2025 at 10:50AM

·volksverpetzer.de·
Die AfD muss keinen gewaltsamen Umsturz planen damit ein Verbot Erfolg hätte
Nachruf auf Margot Friedländer: Ein Leben gegen das Vergessen
Nachruf auf Margot Friedländer: Ein Leben gegen das Vergessen

Nachruf auf Margot Friedländer: Ein Leben gegen das Vergessen

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/friedlaender-gestorben-100.html

Nachruf

Margot Friedländer Ein Leben gegen das Vergessen

Stand: 09.05.2025 19:41 Uhr

Margot Friedländer hat den Holocaust überlebt, als Einzige aus ihrer Familie. Ihr Leben widmete sie einer Mission: Nie wieder sollen sich die Verbrechen der NS-Zeit wiederholen.

"Versuche, dein Leben zu machen", war die letzte Botschaft ihrer Mutter an Margot Friedländer. 1943 wurde ihr Bruder Ralf deportiert, ihre Mutter begleitete ihn in den sicheren Tod. Beide wurden im Konzentrationslager Auschwitz vergast.

Ohne diese Botschaft wäre Margot Friedländer ihrer Familie gefolgt. "Die Worte haben mir die Kraft gegeben, dass meine Mutter wollte, dass ich es versuchen soll." Die 21-Jährige tauchte unter, färbte die Haare, trug ein Kreuz und ließ sich die Nase korrigieren, damit sie nicht jüdisch aussah. Nach 15 Monaten verstecken wurde Margot Friedländer enttarnt und ins Ghetto Theresienstadt deportiert.

Nach der Befreiung zieht sie mit ihrem Mann, der wie sie seine gesamte Familie verloren hatte, in die USA. Sie nehmen die amerikanische Staatsbürgerschaft an, streichen das Ä aus ihrem Namen, heißen von dem Moment an Friedlander.

Doch in ihrem Innern fühlte sich Margot Friedländer staatenlos. Die Deutschen haben ihr ihren Pass abgenommen. Amerika sei niemals ihr Land geworden. Sie blieb weiterhin mit der alten Heimat verbunden, miteinander sprach das Paar immer nur deutsch. Nach dem Tod ihres Mannes Alfred Friedländer begann sie zu schreiben und sich Deutschland, Berlin so wieder zu nähern.

Annäherung an die Stadt der Kindheit

Margot Friedländer hätte viele Gründe gehabt, Deutschland, die Deutschen zu hassen. Stattdessen reichte sie ihnen die Hand. 2003 besuchte sie das erste Mal seit 1946 Deutschland.

Sieben Jahre später kehrte sie ganz zurück in die alte Heimat, zurück nach Berlin - in die Stadt - in der sie 1921 geboren wurde. In die Stadt, aus der ihr Bruder zusammen mit der Mutter in den Tod geschickt wurde. "Dass ich mich entschlossen habe, mit 88 Jahren New York aufzugeben, nachdem ich 64 Jahre dort gelebt habe, um zurückzukommen nach Berlin. Das ist, weil ich Berlinerin bin, ich gehöre hierher."

In ihrer Berliner Wohnung hängte sie die wenigen Familienfotos auf, die geblieben waren. Aus der alten Zeit war sonst nur ein Notizbuch, ihr Judenstern und die Bernsteinkette ihrer Mutter geblieben. Die trug sie auch als sie wieder die deutsche Staatsbürgerschaft annahm.

"Sie haben mir nur das zurückgegeben, was mir gehört hat, was man mir vor Jahrzehnten weggenommen hat", sagte sie bei ihrer Einbürgerungsfeier im Roten Rathaus.

Nie wieder

Mit den Menschen ihrer eigenen Generation tat sie sich schwer, weil sie möglicherweise damals mitgemacht hatten. Deshalb ging sie immer wieder in Schulen, erzählte Jugendlichen ihre Geschichte. "Ich möchte nicht, dass ein Mensch so etwas erleben muss, was wir erlebt haben, was damals gemacht wurde. Es ist nicht für mich. Was war, war. Aber es darf nie wieder geschehen."

Nie wieder, so ihr Wunsch, sollen sich die Verbrechen des Nationalsozialismus wiederholen. Dieser Mission hat sie ihr Leben gewidmet, hat Hunderte Lesungen, Vorträge gehalten, für die gesprochen, die es nicht mehr konnten. Für ihre Mutter, ihren Vater, ihren 17-jährigen Bruder. Für die sechs Millionen ermordeten Juden. Für Friedländer war es eine "Beruhigung", den Toten eine Stimme geben zu können.

Doch sie wollte nicht nur teilen, sie hatte auch eine Botschaft für ihr Publikum, für die Zukunft, dass sie die Zeitzeugen sein müssen. "Wir sind alt. Für die jungen Menschen gebe ich die Aufgabe, dass sie die Zeitzeugen sein sollen, die wir nicht mehr lange sein können."

Es gibt viele Sätze, die sie an vielen Stellen wiederholt hat, Sätze, die sich bei denen festsetzen sollten, festgesetzt haben, die ihr begegnen durften. "Ich bin gekommen, um euch die Hand zu reichen. Ich tue es für euch. Seid Menschen."

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May 9, 2025 at 07:44PM

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Nachruf auf Margot Friedländer: Ein Leben gegen das Vergessen
Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gestorben
Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gestorben

Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gestorben

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eilmeldung

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist gestorben

Stand: 09.05.2025 19:22 Uhr

Margot Friedländer war eine der bekanntesten Holocaust-Überlebenden. Nun ist sie im Alter von 103 Jahren gestorben. Bis zuletzt widmete sie ihr Leben der Aufklärung über die Verbrechen der Nationalsozialisten.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 103 Jahren, wie die Margot Friedländer Stiftung mitteilte.

Friedländer war nach Jahrzehnten als Emigrantin in New York im hohen Alter nach Deutschland zurückgekehrt. Die Berliner Ehrenbürgerin engagierte sich unermüdlich gegen das Vergessen, besonders die junge Generation lag ihr am Herzen.

Bekannt wurde ihre Geschichte durch einen Dokumentarfilm und ihre Memoiren. Sie bekam für ihren Einsatz viele Preise und viel Anerkennung - bis hin zum Besuch von US-Präsident Joe Biden, bei dem sie im Schloss Bellevue mit dabei war.

Margot Friedländer wurde 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie selbst konnte dank vieler Helfer zunächst untertauchen, wurde dann aber gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte, so wie ihr späterer Mann, mit dem sie schließlich nach Amerika ging.

Weitere Informationen in Kürze.

Verschiedenes

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May 9, 2025 at 07:30PM

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Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gestorben
Wie die Medien jetzt mit der AfD umgehen sollten - Meinung
Wie die Medien jetzt mit der AfD umgehen sollten - Meinung

Wie die Medien jetzt mit der AfD umgehen sollten - Meinung

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Der Erfolg der AfD ist ein Dilemma für die öffentlich-rechtlichen Medien: Berichten sie ausgewogen, auch über radikale Positionen, stärkt das die Rechtsextremen. Doch es gibt einen Ausweg. Fünf Empfehlungen.

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via DER SPIEGEL - Kultur https://www.spiegel.de/

May 9, 2025 at 06:06PM

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Wie die Medien jetzt mit der AfD umgehen sollten - Meinung
Studie klärt auf: Sind Magnetfelder von Elektroautos gefährlich?
Studie klärt auf: Sind Magnetfelder von Elektroautos gefährlich?

Studie klärt auf: Sind Magnetfelder von Elektroautos gefährlich?

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Beim Betrieb und Laden von Elektroautos entstehen Magnetfelder. Doch wie wirken sich diese auf den menschlichen Körper aus? Eine neue Studie klärt auf.

Ob Handys, Radarkontrollen oder Induktionsherde: Viele Geräte erzeugen Magnetfelder. Das gilt auch für Elektroautos. Doch wie hoch ist die Belastung elektromagnetischer Felder im Innenraum der Fahrzeuge. Und: Welchen Einfluss haben sie auf den menschlichen Körper? Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) und des Bundesumweltministerium liefert Antworten.

Wie gefährlich sind die Magnetfelder von Elektroautos?

Für die Studie untersuchten die Experten die Magnetfelder an den Sitzplätzen von 14 verschiedenen Pkw-Modellen der Baujahre 2019 bis 2021 in unterschiedlichen Betriebszuständen. Wie das BfS berichtet, haben alle untersuchten Elektroautos die Empfehlungen zum Schutz vor gesundheitlichen Auswirkungen von Magnetfeldern eingehalten. Man sei in reinen Elektroautos prinzipiell nicht stärkeren Magnetfeldern ausgesetzt als in Fahrzeugen mit konventionellem oder hybridem Antrieb.

Zwar wurden in einigen Fällen vergleichsweise starke Magnetfelder festgestellt. „Die empfohlenen Höchstwerte für im Körper hervorgerufene Felder wurden in den untersuchten Szenarien aber eingehalten, sodass nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand keine gesundheitlich relevanten Wirkungen zu erwarten sind“, berichtet BfS-Präsidentin Inge Paulini.

Fahrstil wirkt sich auf die Strahlenstärke aus

Magnetfelder entstehen, wenn elektrische Ströme fließen. In modernen Kraftfahrzeugen gibt es daher viele Quellen magnetischer Felder. Darunter: Klimaanlagen, Lüfter, elektrische Fensterheber und Sitzheizungen.

Bei Elektrofahrzeugen kommen vor allem eine größere und leistungsstärkere Batterie, die Hochvoltverkabelung und der Inverter (Wechselrichter) für den Antriebsstrom sowie der elektrische Antrieb selbst hinzu.

In der Untersuchung stellte sich heraus, dass die Magnetfelder im Fußraum am stärksten sind. Im Kopf- und Rumpfbereich fielen die Werte eher gering aus. Außerdem zeigte sich, dass die Fahrweise Einfluss auf die Stärke eines Magnetfelds hat.

Bei einer sportlichen Fahrweise mit starken Beschleunigungs- und Bremsvorgängen traten kurzzeitig deutlich stärkere Magnetfelder auf als bei einem moderaten Fahrstil. Allerdings lagen auch die erzeugten Spitzenwerte der Strahlung unterhalb der gefährlichen Schwelle.

Je nach Bauweise schnitten verschiedene Modelle in der Studie unterschiedlich ab. So zeigte der Mercedes GLE 350 Hybrid beispielsweise eine höhere Belastung. Laut Paulini hätten es die Hersteller in der Hand, mit einem intelligenten Fahrzeugdesign lokale Spitzenwerte zu senken und Durchschnittswerte niedrig zu halten.

Größte Studie zu Magnetfeldern von Elektroautos

Die Studie des BfS ist die bislang umfangreichste und detaillierteste Untersuchung zu Magnetfeldern in Elektrofahrzeugen. Die erhobenen Daten beruhen auf systematischen Feldstärkemessungen in aktuellen, für den deutschen Straßenverkehr zugelassenen Fahrzeugmodellen auf Rollenprüfständen, auf einer abgesperrten Test- und Versuchsstrecke und im realen Straßenverkehr.

Insgesamt wurden elf rein elektrisch angetriebene Pkw, zwei Hybridfahrzeuge sowie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor untersucht. Fahrzeughersteller waren an der Untersuchung nicht beteiligt.

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Technologie

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May 3, 2025 at 05:53AM

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Studie klärt auf: Sind Magnetfelder von Elektroautos gefährlich?
Gewappnet für den Blackout: Licht aus Dose auf
Gewappnet für den Blackout: Licht aus Dose auf

Gewappnet für den Blackout: Licht aus, Dose auf

https://taz.de/Gewappnet-fuer-den-Blackout/!6082213/

Und schon waren die Klopapierregale leer. Auch Nudeln, Reis, Konserven, Mineralwasser stapelten die Leute hektisch in ihre Einkaufswagen. Nein, das sind keine Erinnerungen an die ersten Tage der Coronapandemie in Deutschland vor fünf Jahren. Sondern das ist Realität in Spanien, nachdem im gesamten Land am Montagmittag die Lichter ausgegangen waren. Der Blackout sorgte nicht nur für Staus, Rettungsaktionen aus U-Bahnschächten, Aufzügen und in Krankenhäusern, sondern vor allem für Panik und Ängste – und eben für Hamsterkäufe.

Damit zeigte der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel einmal mehr, wie abhängig wir von Systemen sind, auf die wir uns ganz selbstverständlich jeden Tag verlassen: Strom fließt, Wasser auch, das Handynetz funktioniert an fast jeder Milchkanne, im Supermarkt kann man bis 22 Uhr Eis und Sushi kaufen. Unser Leben funktioniert, weil die dafür nötige Infrastruktur intakt ist. Aber sie ist eben empfindlich. Und das nicht erst, wenn Sabotage oder ein Krieg drohen.

Allein schon ein seltenes Wetterphänomen oder Fehlentscheidungen können dafür sorgen, dass die Infrastruktur und damit der gewohnte Fluss des Lebens zusammenbrechen. Beides wird in Spanien am Dienstagnachmittag als mögliche Ursache untersucht.

Aber man muss einem solchen Ereignis nicht komplett ausgeliefert sein, man kann sich vorbereiten, indem man Vorräte anlegt. Das ist nicht erst für eine Katastrophe sinnvoll, sondern schon dann, wenn man mal nicht raus kann: Migräneanfall, Unwetter, Coronapandemie. Gerade für Alleinlebende kann ein kleiner Notfundus schneller notwendig sein, als einem lieb ist.

Vorräte anzulegen, geht ganz leicht und ohne gleich in den Verruf zu geraten, rechten Spinnern oder Preppern anzugehören. Früher, in Zeiten von Lebensmittelknappheit, weniger Kühlmöglichkeiten und weiterer Wege, war das Anlegen von Lebensmittelvorräten übrigens so normal wie heute den Lieferservice anzurufen.

In Bewältigungsstrategien weit voraus ist auch der globale Süden, für den Stromausfälle zum Alltag gehören

In Bewältigungsstrategien weit voraus sind auch Menschen im globalen Süden, für die Stromausfälle zum Alltag gehören. In Syrien, Afghanistan, Libanon, seit Kriegsbeginn in der Ukraine und anderswo leben die Menschen damit, dass der Strom mitunter nur wenige Stunden am Tag fließt – und haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt Solarpaneele auf ihre Dächer gebaut. Damit kann auch die Klimaanlage angeschmissen werden, wenn es zu heiß wird. Das kann lebenswichtig für Ältere, Kranke, Kinder werden, die Hitze schlechter vertragen.

Das Hamster-Einmaleins

Und was hortet man nun? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erklärt das auf seiner Startseite: haltbare Lebensmittel wie Nüsse, Trockenfrüchte, Zwieback, Müsliriegel, Konserven. Und auch Kerzen, Batterien, Powerbanks, um den Stromausfall zu kompensieren. Wer eine Solaranlage hat, ist fein raus (und wer nicht, überlegt vielleicht, ob Noch-Energieminister Robert Habeck nicht vielleicht doch recht hatte).

Und wie viele Pakete Knäckebrot, Reiswaffeln und Fischbüchsen sollte man zu Hause haben? Ganz einfach: So viele, wie man selbst für drei Tage braucht. Bei Wasser wird es dagegen komplizierter, denn das braucht man nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Zähneputzen und Waschen, ebenso für die Toilettenspülung. Das BBK rechnet pro Tag mit etwa 1,5 bis 2 Litern Flüssigkeit für jeden Erwachsenen im Haus, für Kinder etwas weniger. Will man kochen (mit einem Campingkocher), sollte es ein halber Liter mehr sein, das Ganze am besten in Glasflaschen gehortet.

Und wo packe ich all das Zeug hin? Gute Frage, nächste Frage. Wie sagte kürzlich ein Familienvater? „Allein für den Wasservorrat müsste ich ein Kinderzimmer freiräumen.“

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via taz.de - taz.de https://taz.de/!p4608/

April 29, 2025 at 07:58PM

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Gewappnet für den Blackout: Licht aus Dose auf
Junge Männer lieben Parfum: Geht mir aus dem Weg ihr Stinker!
Junge Männer lieben Parfum: Geht mir aus dem Weg ihr Stinker!

Junge Männer lieben Parfum: Geht mir aus dem Weg, ihr Stinker!

https://taz.de/Junge-Maenner-lieben-Parfum/!6081829/

Die Welt duftet wieder. Mit dem Frühling und den steigenden Temperaturen kommen die Gerüche. An Straßenrändern blüht der Flieder auf, bald werden die Robinien folgen. Vom Park fliegt leichter Grillgeruch herüber. Die Sonne wärmt, die Stadt wirkt gleich viel freundlicher. Man könnte jetzt tief durchatmen.

Wenn einen nicht ständig diese fiesen Wolken anwehen würden. Wie einen Schweif ziehen Passanten ihre Parfümausdünstungen hinter sich her. Mal süßlich-schwer, mal vermeintlich frisch-minzig, mal vanillig. Und leider sind es eben nicht mehr nur ältere Damen, die ihren Geruchssinn offenbar schon lange in einem Flakon ertränkt haben. Auch viele junge Leute tragen dick auf. Vor allem männliche Jugendliche stinken inzwischen häufig wie nichts Gutes.

Sie liegen damit voll im Trend. Parfüms sind die neuen Sneakers, heißt es. Ganze Gruppen pilgern nach der Schule zu Dou­glas, um das Taschengeld in Düfte zu investieren, die sie von In­flu­en­ce­r*in­nen auf TikTok kennen. Teenager in den USA geben immer mehr für Schönheitsprodukte aus, hat eine Umfrage in den USA gerade gezeigt, ganz vorne dabei: Parfüms. Nicht nur Jugendliche, auch die Gen Z zahlt mehr für Gerüche als die Generationen vor ihr. Manch einer verfügt angeblich über eine „Duft­garde­robe“ mit Parfüms für jeden Anlass: das erste Date, den Kinobesuch, den Fe­rien­anfang. Nach dem Motto: Ich sprühe, also bin ich.

Nun ist es an sich erfreulich, dass die Geschlechtergrenzen verschwimmen und auch Jungen Eyeliner oder Make-up nutzen. Oder eben Parfüm. Das heißt aber auch: Die Zahl der potenziellen Stin­ke­r*in­nen wächst rasant. Auf einer belebten Straße muss man schon Slalom laufen, will man der Geruchsbelästigung entgehen. Noch schlimmer ist es in geschlossenen Räumen wie Geschäften oder Fitnessstudios. Oder in schwankenden Verkehrsmitteln; in Bussen oder Bahnen hat man besonders schnell die Nase voll.

Kürzlich ist ein Buch über Emmanuel Macron erschienen. Der französische Präsident hat demnach auch einen Parfümfimmel. Sein Eau Sauvage von Dior wabert offenbar durch den ganzen Élysée-Palast. Man fragt sich: Kann er sein Revier nicht anders markieren als wie ein Hund über Duftnoten?

Die Zahl der Stin­ke­r*in­nen wächst. Auf der Straße muss man schon Slalom laufen, will man der Geruchsbelästigung entgehen

Der Berliner Restaurantbesitzer The Duc Ngo entschied sich im vergangenen Sommer, selbst Abhilfe zu schaffen. Er ärgert sich schon lange über riechende Gäste. Im Juli postete er auf Instagram, dass zu starke Parfüms in seinen Sushi- und Seafood­restau­rants unerwünscht seien. Beliebt macht man sich mit derlei nicht unbedingt. Aber je mehr Menschen stinken, desto wichtiger ist es, dass wir darüber reden.

Mal wieder sind es die Finnen, die zeigen, wie es besser gehen könnte. Sie gelten ja als die glücklichsten Menschen der Welt, und auch hier haben sie die Nase vorn. In Finnland hängen Plakate, die zu olfaktorischer Rücksichtnahme auffordern. Darauf steht: „Riechen Sie zu stark? Duftstoffe verursachen bei vielen Menschen Kopfschmerzen und Übelkeit. Verwenden Sie Duftstoffe maßvoll. Jeder dritte Finne reagiert empfindlich auf Duftstoffe.“

Der Staat soll seine Nase gefälligst nicht in Privatangelegenheiten stecken, werden nun manche einwenden. Ich rieche, wie ich will! Meine Nase gehört mir! Sie vergessen dabei allerdings, dass andere Menschen eben auch Nasen haben.

Ein Kollege wendete ein, es sei doch besser, die jungen Männer röchen nach Parfüm als nach sich selbst. Lieber Chanel als Schweiß? Das lässt außer Acht, dass es ja auch einen wunderbaren Mittelweg gibt: das gute, alte, harmlose Deo.

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via taz.de - taz.de https://taz.de/!p4608/

April 27, 2025 at 08:24PM

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Junge Männer lieben Parfum: Geht mir aus dem Weg ihr Stinker!