Zusammenfassung:
Glaubwürdigkeit der Zentralbank als Schlüssel zur Inflationsbekämpfung: Die Federal Reserve (Fed) kann durch konsequentes und glaubwürdiges Setzen von Inflationszielen Inflationserwartungen stabilisieren und so Preis- und Lohnsteigerungen entschärfen. Dies ermöglicht eine weniger restriktive Geldpolitik, da Erwartungen sich selbst erfüllen (Taylor-Prinzip).
Politische Angriffe und deren Auswirkungen: Präsident Trump und anderen US-Politikern wird vorgeworfen, durch Angriffe auf die Fed die institutionelle Glaubwürdigkeit der Zentralbank zu untergraben. Dies gefährdet die Wirksamkeit ihrer geldpolitischen Maßnahmen und könnte langfristig zu höheren Inflationsrisiken führen.
Hohe Staatsverschuldung erhöht den neutralen Zinssatz und schränkt Handlungsspielräume ein: Die annähernd 100% des BIP umfassende Nettostaatsverschuldung der USA und die Demografie (alternde Bevölkerung) führen zu einem steigenden neutralen Zinssatz, der die Zinssenkung zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes erschwert. Zudem verzehrt die Verschuldung Ersparnisse; dies belastet die Fiskal- und Geldpolitik.
Langfristige Risiken durch Schuldenanhäufung: Forschungsarbeiten (Straub et al.) zeigen, dass die Nachfrage nach Vermögenswerten (Staatsanleihen) den natürlichen Zinssatz so stark senken kann, dass die USA bis zum Jahresende 2100 Schulden von bis zu 250% des BIP anhäufen könnten. Dies bedeutet zwar kurzfristig günstige Finanzierungsbedingungen, birgt aber langfristig erhebliche fiskalische und ökonomische Risiken.
Zinspolitik unter pandemiebedingten und handelsbedingten Herausforderungen: Die Fed musste nach der Covid-19-Pandemie zögerlich reagieren, da die Inflation zunächst als vorübergehend eingeschätzt wurde. Außerdem erhöhen Zölle die Kerninflation um geschätzte 0,8 Prozentpunkte, was nach dem Taylor-Prinzip höhere Zinserhöhungen nötig macht. In der Praxis agierte die Fed dennoch zurückhaltender als empfohlen, was durch ihre Glaubwürdigkeit teilweise kompensiert wurde.