Der algerisch-französische Freigeist Kamel Daoud meldete sich neulich mit einem lesenswerten Essay in der FAZ zu Wort. Aus Anlass der ausbleibenden Solidaritiät mit seinem in Algerien inhaftierten Autorenkollegen Boualem Sansal schreibt Daoud den Postkolonialen im Westen etwas ins Buch, was diese nicht lesen werden wollen:
»Mich liebt man stumm. Was, wenn ich über das sexuelle Elend in meiner Heimat schreiben würde? Über den Islamismus, der unsere 'arabischen' Länder ebenso verwüstet wie die Kolonialisierung? […] Wenn ich mich über die imaginären Befreier Palästinas in meinem Heimatland lustig machen und erklären würde, dass sie eher dazu beitragen, dass der Westen und die Juden gehasst werden, als dieses Land zu befreien? Wenn ich wirklich einmal das Wort ergreifen würde? Verurteilt, geächtet, angegriffen, verspottet von medialen Tribunalen und postkolonialen Gelehrten.«