
Buchtipps Medienbildung
Emma ist erst vier Jahre alt, aber ihre Datenspur im Internet reicht schon viel weiter zurück. Bereits das erste Ultraschallbild haben ihre Eltern bei Instagram gepostet. Der Kinderwagen hat 2000 Euro gekostet. Museum, Zoo, Kindertheater, Frühenglisch und Karatekurs all das muss Emma mit vier schon erlebt haben. Statt ihr Kind zu erziehen, überschütten die Eltern es mit Liebe, Geschenken und Optimierungen. Erzieher berichten, dass viele Kinder heute später trocken werden, nur in 2-Wort-Sätzen sprechen oder sich nicht selbst anziehen können. Jugendliche verbringen längst vier bis sechs Stunden täglich am Handy und entgleiten so in die Parallelwelt des Internets. In der realen Welt hingegen tun sie sich schwer, die Ablösung von den Eltern will nicht gelingen und so sitzen diese inzwischen sogar bei Bewerbungsgesprächen oder im Hörsaal der Uni mit dabei. Die Studienergebnisse von Rüdiger Maas sind schockierend: Die nächste Generation ist deutlich weniger selbstständig und leistungsfähig, immer mehr Kinder leiden an Angststörungen und Depressionen. Messerscharf analysiert der Generationenforscher, Psychologe und zweifache Vater die Nöte unserer Kinder und entwirft ein Zukunftsszenario, das großen Anlass zur Sorge gibt. Dabei verbindet er fundiertes Fachwissen und umfangreiche eigene Forschungen mit authentischen Beispielen aus dem Alltag.
Sie sind oft ausgelaugt und fertig. Sie müssen perfekt gestylt sein für den Auftritt in der Klasse. Die Noten müssen stimmen. Nach Schulschluss wartet schon der Trainer, danach die Klavierlehrerin. In der Summe ist dieser Druck auf unsere Kinder unerträglich, denn sie unterwerfen sich meist völlig freiwillig dem Diktat der Leistungsgesellschaft. Professor Schulte-Markwort diagnostiziert täglich Burnout bei Kindern. Er fordert deshalb dringend eine Abkehr vom Leistungsideal.
"Schulte-Markwort sieht die Schule als den Ort in unserer Gesellschaft, in dem sich das Prinzip Leistung auf ungute Weise verdichtet - am Ende für Kinder und Lehrer. Der Psychiater wünscht sich eine konstruktive und nicht vorwurfsvolle Debatte darüber, welche Kinder wir eigentlich haben wollen. Und welche Werte wir ihnen vermitteln."
Familien fit machen für die Digitalisierung
Medienkompetenz ist mehr als Gerätekompetenz! Leonie Lutz und Anika Osthoff sind Expertinnen in digitaler Bildung und zeigen, wie ein sicheres, kompetentes und kreatives digitales Familienleben aussehen kann frei von Konflikten und Verboten. So fühlen Eltern sich nicht überrollt oder überholt, sondern bleiben handlungsfähig: Sie können die digitalen Erfahrungen ihrer Kinder gezielt und kreativ mitgestalten und sich gemeinsam unverzichtbare Zukunftskompetenzen aneignen. Auf dem Weg zur bewussten digitalen Begleitung auf Augenhöhe hilft dieses Buch Eltern, indem es ihnen eine Brücke in die digitale Welt ihrer Kinder baut, ihnen grundlegendes Wissen zu Risiken an die Hand gibt, ihre Rolle bei der digitalen Erziehung aufzeigt und mit konkreten Tipps und Ideen zu gemeinsamen digitalen Familienerfahrungen einlädt. »Dieses Buch nimmt Eltern die Angst vor digitalen Medien: Die Autorinnen machen detailliert klar, wofür unsere Kinder Medienkompetenz brauchen, liefern Wissen zum guten Umgang mit Sorgen und kreative Anregungen, wie digitale Medien fürs Lernen und Leben in Familien eingesetzt werden können.
Es muss nicht erst zu einer Pandemie kommen, die das gesamte Bildungswesen über Monate lahmlegt die Digitalisierung von Kindertageseinrichtungen muss grundsätzlich weiter vorangetrieben werden. Dieser Band erläutert, warum Digitalisierung nicht erst in der (Grund-)Schule ansetzen sollte, sondern auch bei allen abzuwägenden Risiken Chancen für die frühpädagogische Arbeit birgt. Erzieher_innen, Kitaleitungen und Verantwortliche bei Trägern finden hier Antworten auf dringende Fragen im Prozess der individuellen Digitalisierung ihrer Einrichtung von der praktischen Umsetzung mit konkreten (Fall-)Beispielen über die rechtliche Lage und die Kommunikation mit den Eltern bis hin zu unterschiedlichsten Unterstützungsmöglichkeiten. Norbert Neuß, Jg. 1966, Dr. phil. habil., ist Professor im FB Sozial- und Kulturwissenschaften der Universität Gießen.
Nicht die Dauer der digitalen Medien-Nutzung ist das Problem, sondern die Inhalte, die Kinder konsumieren. Schon Grundschüler sind Bildern von Gewalt, Pornographie und Rassismus ausgesetzt. Eine Schulleiterin schlägt Alarm!
Wissen Sie, was Ihr Kind auf seinem Smartphone sieht? Diese Frage stellt Silke Müller ahnungslosen Eltern auf Infoveranstaltungen ihrer Schule. Die Fotos, Sticker und Videos, die sie dann zeigt, sind so verstörend, dass kaum jemand hinsehen kann.
Die meisten Eltern gehen davon aus, Medien-Erziehung bedeutet, die Bildschirmzeit zu begrenzen - und haben keine Ahnung, dass schon Kinder Bilder bestialischer Tierquälereien, Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt sehen. Verschickt im Klassenchat. Mit dramatischen Auswirkungen auf ihre Psyche.
In diesem wichtigen Debattenbuch klärt Silke Müller auf über die digitalen Bedrohungen, denen Kinder ausgesetzt sind, wenn sie Zugang zu Smartphones haben. Sie appelliert an Eltern, Lehrer*innen und die Politik, nicht länger wegzusehen, sondern endlich die Grundlagen zu schaffen für eine zeitgemäße, an Werten orientierte Medien-Erziehung.
Dass Kitas keine Software-Experten sein müssen, um Kindern einen sinnvollen Umgang mit Medien zu vermitteln, beweist diese Materialsammlung: Durch einen gleichberechtigten, vielseitigen Zugang zu digitalen Medien und deren kreative Nutzung erfahren Kinder, dass Medien mehr als nur Spiel- und Arbeitsgerät sind. Die Sammlung eröffnet einen Einblick in zahlreiche Formen von digitalen Medien in der Kita. Kurze Einführungen und ausformulierte Lernziele mit praktischen Impulsen tragen zur Entwicklung eines sinnvollen, kritischen und selbstbestimmten Umgangs mit Medien bei.